Der Einstieg war für mich etwas zäh, und es dauerte einige Kapitel, bis ich wirklich Zugang zu Lottie, Celia und der Atmosphäre im Merham der 40er-Jahre fand. Doch sobald ich tiefer in ihre Welt eingetaucht war, haben mich die Spannungen in der Familie Holden, die Freundschaft zwischen den Mädchen und die geheimnisvolle Anziehungskraft der Bewohner des Art-déco-Hauses vollkommen gepackt.
Umso überraschender kam für mich der abrupte Wechsel in die Gegenwart, wo plötzlich Daisy im Mittelpunkt steht. Einerseits fand ich diese Unterbrechung frustrierend, weil ich gern noch mehr über Guy, Joe und Celias exzentrische Verwandtschaft erfahren hätte. Andererseits hat mich Daisys Entwicklung sehr berührt: wie sie sich als alleinerziehende Mutter neu erfindet und während der Restaurierung des Hauses ihren eigenen Weg findet. Besonders ihre innere Stärke und ihr Kampfgeist wirkten modern und nachvollziehbar.
Der Aufbau der Geschichte Vergangenheit und Gegenwart, die sich langsam miteinander verweben ist typisch für Moyes und funktioniert auch hier. Allerdings blieb bei mir am Ende das Gefühl zurück, dass nicht alle Fragen beantwortet wurden. Manche Figuren verschwinden einfach aus der Handlung oder bleiben blass, und gerade in den letzten Kapiteln hätte ich mir mehr Tiefe und Zeit für die Auflösung gewünscht.
Trotz dieser Schwächen hat mir das Buch gefallen, vor allem wegen der dichten Atmosphäre und der Art, wie Moyes es schafft, komplexe Figuren mit ihren Sehnsüchten und Widersprüchen lebendig werden zu lassen. Es ist sicher nicht mein Lieblingsroman von ihr, aber er zeigt bereits, wie sich ihr Stil entwickelt.