Selten stand einem Stück das Fragmentarische so gut zu Gesicht wie Büchners Woyzeck. Sein Leben, eher ein fristendes Dasein wird von seinen Mitmenschen kaum beachtet. Er ist zum Haare schneiden, zum Rasieren da, besorgt die Erledigungen, darf sich belehren, Experimente mit sich machen lassen und für Marie sorgen, die ihn betrügt. Doch schimmert hinter diesem Schatten, von dem alle wissen, daß irgendwo dort ein Mensch sein muß, ein Getriebener durch, der sich auch des Letzten beraubt sieht, seiner Liebe zu Marie und durch einen Mord gegen alles aufbegehrt, das ihn zu formen, auszunutzen, zu verletzen sucht. Büchner ist mit diesem Stück eine kritische Groteske auf eine Zeit gelungen, in der das Militär, der Gehorsam, das Funktionieren alles ist. Der kleinen Leute ihren Beitrag leisten, indem sie das Schwungrad am Laufen halten. Daß sich Woyzecks Aufbegehren ausgerechnet gegen das richtet, was er am meisten liebt, ist von kaum zu überbietender Tragik. Doch bleibt der Mensch Woyzeck uns allen verborgen. Er ist die Kreatur, von der wir glauben, sie geschaffen zu haben, lenken zu können. Er bleibt letztlich ein Fragment, dem wir dank Büchner nachzuspüren.