Nach ihren Erfolgsserien Mitchell & Markby, Ross & Martin sowie Fran Varady startete mit diesem Roman Ann Grangers neue Reihe um die Ermittlerin Jessica Campbell. Wie gewohnt bekommt es der Leser mit Kriminalfällen zu tun, die er nicht selbst enträtseln kann. Im Vordergrund der Romane stehen gelungen gezeichnete Charaktere, die ihre Ecken, Kanten und Probleme haben, aber im Gegensatz zu den heute vorherrschenden Figuren in anderen Krimis eben nicht gebrochen, heruntergekommen oder schwer beeinträchtigt sind. Inhaltlich bieten die Krimis ein klassisch zu nennendes Handlungsgerüst, das an gute Fernsehkrimis erinnert. Das wirkt auf den ersten Blick wie ein x-beliebiger Häkel-Krimi, ist aber doch sehr viel mehr. An allen Ecken und Enden scheint die zutiefst humanistische Grundhaltung der Autorin durch. Dazu gehört auch, dass die Verbrechen Spuren bei den Menschen hinterlassen und nicht zu einem intellektuellen Rätselspaß mutieren. Egal, ob die bisherigen Reihen oder nun eben Jessica Campbell: Die Autorin kann (und will) nicht aus ihrer Haut heraus. Und warum auch? Ann Grangers Romane sind spannend, gut geschrieben, um einen gewissen Anspruch bemüht und immer unterhaltend. Das so zuverlässig immer wieder abzuliefern, verdient höchsten Respekt. Sie wird mit ihrer Art zu schreiben wahrscheinlich nicht mehr in die Riege der ganz großen Kriminalschriftstellerin wie Agatha Christie, Dorothy Sayes, P. D. James oder Minette Walters aufsteigen. Das heißt aber nicht, dass ihre Krimis weniger lesenswert wären. Und dieser erste Jessica Campbell - Roman macht auf jeden Fall Lust auf mehr.