Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung sind nicht nur seelisch krank - die meisten gestalten aktiv ihr Leben, mit eigenen Deutungsmustern für ihre individuellen Erfahrungen. Eine Psychose kann so gesehen nicht nur zum Zusammenbruch psychischer Funktionen führen, sondern gleichzeitig auch als subjektiver Lösungs- oder Bewältigungsversuch betrachtet werden. Mit diesem Verständnis von Krankheit und Gesundheit haben sich verschiedene Theoretiker beschäftigt und dazu Modelle entwickelt. In diesem Buch werden die Ansätze von Laing, Ciompi, Mentzos, Wulff und Bock und ihre existenzialistischen, systemtheoretischen, psychoanalytischen, ethnopsychiatrischen und anthropologischen Stränge der Subjektorientierung vorgestellt. Es sind allesamt Theoretiker, die großen Einfluss auf die psychiatrische Praxis hatten oder haben. Ihre Namen verbinden sich z. B. mit dem Ende der Anstalten, der Soteria und den Psychose-Seminaren. Das Buch bietet einen spannenden Überblick über die theoretische Fundierung der Subjektorientierung und dient gleichzeitig als Klärungshilfe für den Alltag: Subjektorientierung kann neue Zugänge schaffen bei Fragen der Rehabilitation, des Wohnens und der Therapie.
Inhaltsverzeichnis
1;Inhalt;6 2;Einleitung;8 3;Herr A. Autofahren ohne Motor;11 4;Subjekt und Subjekt-Sein;19 4.1;Subjektorientierung: Ein neuer, noch ungeklärter Begriff in der Sozialpsychiatrie;19 4.2;Subjekt sein: Erleben, handeln, leiden, zerbrechen, bewältigen;21 4.3;Entschwinden des Subjekts in der Postmoderne?;23 4.4;Aufhebung des Subjekts durch die Hirnforschung?;26 4.5;Das Subjekt nach wie vor die nicht hintergehbare Basis individueller Erfahrung;29 4.6;Geschlechtsspezifische Perspektive;30 5;Intersubjektivität;33 5.1;Frau S.;33 5.2;Subjektivität als Dialog;34 5.3;Anerkennung des anderen: Intersubjektive Psychoanalyse;35 5.4;Anerkennung und Zerstörung;36 5.5;Überleitung Theoriemodelle zur Subjektorientierung;39 6;Ronald D. Laing: Vom geteilten Selbst zur Antipsychiatrie Existenzialismus und Psychose;42 6.1;A Theoriemodell;42 6.2;B Vertiefung;53 6.3;C Menschen- und Psychosebild;59 6.4;D Praxis;64 7;Luc Ciompi: Von der Affektlogik zur Soteria Systemtheorie und Psychose;69 7.1;A Theoriemodell;69 7.2;B Vertiefung;82 7.3;C Menschen- und Psychosebild;90 7.4;D Praxis;94 8;Stavros Mentzos: Von der Konflikttheorie zur psychodynamischen Psychiatrie Psychoanalyse und Psychose;98 8.1;A Theoriemodell;98 8.2;B Vertiefung;111 8.3;C Menschen- und Psychosebild;117 8.4;D Praxis;121 9;Erich Wulff: Von der Ethnopsychiatrie zur Wahnsinnslogik Tätigkeitstheorie und Psychose;123 9.1;A Theoriemodell;123 9.2;B Vertiefung;136 9.3;C Menschen- und Psychosebild;140 9.4;D Praxis;143 10;Thomas Bock: Vom Stimmenreich zum Trialog Anthropologie und Psychose;146 10.1;A Theoriemodell;146 10.2;B Vertiefung;153 10.3;C Menschen- und Psychosebild;156 10.4;D Praxis;158 11;Selbstklärung statt Fremdklärung;161 11.1;Frau V.: Eine Kugel öffnet sich;161 11.2;Selbstklärung Ziel subjektorientierter Psychiatrie;163 11.3;Prämisse: Unterstellen von guten Gründen;166 11.4;Psychotische Lebensbewältigung subjektorientiert begreifen: Identitätsschutz und Identitätserweiterung;167 12;Praxisperspektiven;180 12.1;Subjektorientierung
als Haltung;180 12.2;Personenzentrierter Ansatz: Individuelle Gestaltung der Hilfeplanung;187 12.3;Psychoedukation: Schulung von Patienten oder Bildung für Klienten?;195 12.4;Trialog: Expertinnen und Experten tauschen sich aus;201 12.5;Subjektorientierung und Umgang mit Unfreiwilligkeit;205 12.6;Subjektorientierte Gespräche;211 13;Danksagung;218 14;Literatur;219 15;Der Autor;228