Ein epochales Buch
»Du fährst, mein Sohn, in das Land der Kultur«, gibt seine Lehrerin dem kaum neun Jahre alten Marcel auf den Weg, als er seine polnische Heimat verlässt, um nach Berlin zu gehen. Doch dieses Land ist auch eines der Barbarei und Dunkelheit. Auf die Schulzeit im »Dritten Reich« folgen 1938 die Deportation nach Polen und das demütigende Leben im Warschauer Getto. 1958 kehrte Reich-Ranicki nach Deutschland zurück und seine beispiellose Karriere als Kritiker begann.
In diesem Buch bewährt sich Reich-Ranicki als temperamentvoller und anschaulicher Erzähler. Farbig, pointiert und anekdotenreich schildert er die Stationen seines so bewegten Lebens.
Er berichtet über die 'Gruppe 47', er beschreibt seine Jahre als ständiger Kritiker bei der 'Zeit' und später als Literaturchef bei der 'Frankfurter Allgemeinen', er erinnert sich an Begegnungen mit Bertolt Brech und Anna Seghers, mit Elias Canetti und Thomas Bernhard, mit Böll, Frisch und Grass und vielen anderen. So skizziert er ein aufschlußreiches und überraschendes Bild des literarischen Lebens in Deutschland.
Reich-Ranickis Autobiografie ist ein Epochenbuch, ist Bekenntnis und Darstellung in einem, eine zeitkritische Chronik und zugleich die Geschichte einer Ehe, es ist ein Buch über die Literatur und nicht zuletzt über die Liebe. Ob der Autor es wollte oder nicht, es ist ein Deutschlandbuch geworden.