Wer wachen Geistes ist und offen für das Unvorhergesehene, darf
darauf hoffen: Finderglück. Der beharrlich Suchende sieht seine Bemühungen
für gewöhnlich schon von Erfolg gekrönt, sobald er das Objekt
seiner Begierde in Händen hält. Die Beglückung, die eine Trouvaille im
Findenden Johannes Saltzwedel auslöst, ist von anderer, weit über die
reine Inbesitznahme hinausweisender Art: Eine unscheinbar wirkende
Eintragung Goethes in das Stammbuch eines Jugendfreundes bietet
willkommenen Anlass, über das Weltbild der Goethezeit zu spekulieren,
die Tagebuchnotiz eines seiner Zeitgenossen den Ausgangspunkt
für vergnügliche Ausflüge in die Mentalitätsgeschichte. Ausgedehnte
Streifzüge durch Antiquariate fördern bibliophile Kostbarkeiten zutage,
die an sich schon bemerkenswert wären, doch bei genauerem Hinsehen
weitere Fundstücke bergen: eine Widmung, ein Exlibris etwa, die den
heutigen Besitzer in Zwiesprache mit dem ursprünglichen Eigentümer
und dessen Zeit treten lassen. Mosaikartig entstehen aus Einzelzügen
literarische Porträts.
Johannes Saltzwedels Essays sind wie geschaffen, G. K. Chestertons
These zu belegen, das Teleskop mache die Welt kleiner, das Mikroskop
hingegen größer. Denn er nimmt die kleinen, scheinbar nebensäch -
lichen Dinge in den Blick und lebt in einer großen Welt der histo rischen
und kulturellen Bezüglichkeiten, die er seinen Lesern in diesem Band
anregend und unterhaltsam vermittelt.
Inhaltsverzeichnis
Ins Offene
Vom Ideal sprachlicher Bildung
Abschied vom Sequentiellen Notizen zur digitalen Vielfalt (1999)
Vom Weltbild in der Goethezeit ' Die Consequenz der Natur tröstet schön über die Inconsequenz der Menschen ' Karl Ludwig von Knebel und Weimar
Ein Billet Goethes vom 20. N ovember 1797
Pünktlichkeit als geistige Lebensform Karl August Varnhagen von Ense und die Bürde der Akribie
Archimedische Dichtung Rudolf Borchardt und das Unzeitgemäße
Mit fortgehenden Noten Anmerkungen über Sinn und Zukunft des Kommentierens
Elementare Bibliophilie
Nachweise