Mein erstes Buch von Asimov. Durch Frank Herberts "Dune" bin ich zu Science-Fiction gekommen und Asimovs Saga war mir schon länger ein Begriff. Was die beiden Autoren am ehesten voneinander unterscheidet: Asimov denkt die Zukunft der Menschheit in Richtung ihrer technischen Fortschritte, während Herbert seinen Fokus auf ihre geisteswissenschaftlichen Fortschritte legt. Herberts Schreibstil ist deutlich verschachtelter und anstrengender, Asimovs Sprache scheint im Vergleich dazu geradewegs wie eine Erleichterung zu sein. Dem kann man aber natürlich auch entgegen halten, dass Herbert Geschichten erzählt, die viele verschiedene Handlungsstränge, Parteien und Zeitlinien beinhalten, während Asimov eher "straight forward" erzählt. Beides weiß ich zu schätzen und keines soll hier schlechter dargestellt sein als das andere.
Nun konkret zur Geschichte "Die Rettung des Imperiums": Der Protagonist Hari Seldon weist Charakterzüge auf, die ich tatsächlich von Mathematiker*innen in meinem Freundeskreis kenne: Er ist bescheiden, sachlich, fokussiert und hat trotzdem auch sensible Seiten. Da bis auf wenige Ausnahmen jede Szene im Roman aus seiner Perspektive erzählt ist, hat die Sympathie für ihn, die man beim Lesen empfindet, also eine große Relevanz. Und ja: mir ist er sympathisch. Leider muss an dieser Stelle auch festgehalten werden, dass manche Aussagen des Protagonisten zweifellos als Schönredung von sexuellen Übergriffen gegenüber Frauen interpretiert werden können. Beschäftigt man sich mit der Person Isaac Asimov fällt auch auf, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Dies hat mein Leseerlebnis nicht komplett zerstört, ich verstehe aber alle, die es anders sehen (deshalb sollte es hier kurze Erwähnung finden). Weiterhin kann man dem Autor vorwerfen, das Buch etwas gestreckt zu haben: Die Charakterentwicklungen finden viel Raum, weshalb die Handlung an vielen Stellen vor sich herdümpelt. Ob man das als gut oder schlecht empfindet, ist wieder Ansichtssache. Diese beiden Kritikpunkte zusammen veranlassen mich aber dazu, nur 4 Sterne zu vergeben. Hätte ich gewusst, dass das Ende der Geschichte so unterhaltsam und spannend ist, hätte ich mehr Motivation gehabt, "Die Rettung des Imperiums" zu lesen.
Was mir gefällt: der Autor traut seinen Leser*innen zu, sich mit einigen nicht einfachen philosophischen Fragestellungen auseinander zu setzen. Alle paar Kapitel gab es eine neue interessante Idee, die mein Interesse geweckt hat und mich zurück zum Lesen gebracht hat.
Jetzt bin ich gespannt, weitere Autor*innen aus dem Genre kennenzulernen.
Ein Hinweis für Pocketbook-Nutzer*innen: Wie öfter beim Heyne-Verlag ist es nicht möglich, die Schriftart zu ändern. Damit muss man einfach leben. Ich habe den Support von Pocketbook kontaktiert und angeblich arbeiten sie dran. Es gibt aber auch Mittel und Wege, das Problem auf eigene Faust zu lösen.