Der tradierten These, Thomas von Aquin habe die Postulate seiner Ethik im Rückgriff auf metaphysische Voraussetzungen entwickelt, widerspricht Wolfgang Kluxen. Der Anspruch der thomistischen Ethik liegt nicht in der metaphysischen Begründung moralischer Gebote, sondern darin, aus der Reflexion auf ihre autonome und mittelbare Geltung zu einer Neubestimmung des menschlichen Daseins zu gelangen. Deshalb, so Kluxen, bleibt das 'Paradigma' der thomistischen Moralphilosophie der Maßstab für jeden Neuansatz auf dem Felde der philosophischen Ethik. Das Verdienst des Autors besteht darin, "Thomas im Blick auf die Dimension des Praktischen aus der neuscholastischen Engführung befreit und ihn damit zu einem Partner im philosophischen Gespräch gemacht zu haben".
Inhaltsverzeichnis
1;Inhaltsverzeichnis;9 2;Zitationsweise und zitierte Ausgaben;13 3;Vorwort zur ersten Auflage;15 4;Vorwort zur zweiten Auflage;17 5;Zur Einführung;27 5.1;1. Zum Forschungsstand und zur Fragestellung;28 5.2;2. Zur Methode;37 5.3;3. Zum Gang der Untersuchung;39 5.4;4. Zur aktuellen Bedeutung;42 5.5;5. Zur (technischen) Durchführung;46 6;Erster Abschnitt: Ethik als Philosophische Disziplin;49 6.1;1. Kapitel: Philosophia ancilla theologiae;49 6.1.1; 1: Der Vorrang der theologischen Synthese;49 6.1.2; 2: Die umfassende Einheit der theologischen Synthese und deren Prinzip, das revelabile;52 6.1.3; 3: Der Fortbestand des natürlichen Wissens in der Synthese;56 6.1.4; 4: Der Eigenstand der Philosophie und ihre Einordnung in die Synthese;57 6.2;2. Kapitel: Der Eigenbereich philosophischen Denkens;61 6.2.1; 1: Der philosophische Systementwurf als Aufgabe für den Theologen;61 6.2.2; 2: Einsichtigkeit natürlichen Wissens und Gewißheit des Geglaubten;62 6.2.3; 3: Die Begrenztheit des revelabile und der Sinn der philosophischen Dienstleistung;65 6.2.4; 4: Philosophischer Thomismus als Resultat der Interpretation;68 6.3;3. Kapitel: Ethik als praktische Wissenschaft;69 6.3.1; 1: Die Mehrheit natürlicher Wissenschaften und die Bedeutung des Objekts;69 6.3.2; 2: Die Wissenschaftseinteilung von In Eth.I, lect.1 und der Unterschied von spekulativ und praktisch;71 6.3.3; 3: Die philosophia rationalis zwischen Kunstwissen und spekulativem Wissen;74 6.3.4; 4: Das Kunstwissen;75 6.3.5; 5: Das Handlungswissen im Unterschied zum Kunstwissen und seine Vollendung in der Klugheit;78 6.3.6; 6: Die Struktur des Handlungswissens und der Ort einer praktischen Wissenschaft;83 6.3.7; 7: Die Eigenart der praktischen Wissenschaft;88 6.3.8; 8: Spekulative Weise praktischen Wissens (am Beispiel der Medizin);92 6.3.9; 9: Der Sonderfall göttlichen praktischen Wissens (die Rolle der Intention);94 6.3.10; 10: Die Selbständigkeit des praktischen Wissens;99 6.4;4. Kapitel: Verfahren, Einordnung, Einteilung der
praktischen Wissenschaft;105 6.4.1; 1: Die Methode der Ethik; ihre Stelle im ordo addiscendi; ihr Verhältnis zum spekulativen Wissen, insbesondere ihre Bedeutung für die Metaphysik (1. Aspekt des Verhältnisses zur Metaphysik);105 6.4.2; 2: Praktische Bedeutsamkeit metaphysischer Erkenntnisse und praktische Sicht auf die Metaphysik als menschliches Tun (2. und 3. Aspekt des Verhältnisses zur Metaphysik);109 6.4.3; 3: Die Einteilung der Ethik nach Teilen (allgemeine und besondere Ethik) und nach Disziplinen (Monastik, Ökonomik, Politik); die Zweiheit menschlicher Vollendung in diesem Leben;113 6.5;5. Kapitel: Theologie als praktische Wissenschaft;119 6.5.1; 1: Allgemeine Charakteristik der Moraltheologie;119 6.5.2; 2: Die Einheit der theologisch-praktischen Sicht und ihre faktische Grenze;125 6.5.3; 3: Der Anspruch der Moraltheologie auf die Gesamtheit des praktischen Wissens und die Einschränkung einer philosophischen Ethik;129 6.6;6. Kapitel: Philosophische Ethik in der thomistischen Synthese;133 6.6.1; 1: Das Problem ethischer Systematik unter dem absoluten Systemanspruch der Moraltheologie; das offene System;133 6.6.2; 2: Die Beschränkung der philosophischen Ethik auf das gegenwärtige Leben und ihre wesentliche Vollendbarkeit;136 6.6.3; 3: Die Vorgabe des Bereichs philosophischer Ethik durch eine Metaphysik des Handelns; beider Einheit in der theologischen Perspektive und die Frage der Einholbarkeit dieser Einheit im natürlichen Wissen; Folgen für die philosophische Interpretation;141 6.6.4; 4: Die Bedeutung des Ethikkommentars; Grundsätze einer philosophischen Interpretation;149 7;Zweiter Abschnitt: Die Bestimmung des äußersten Seinkönnens;156 7.1;7. Kapitel: Das letzte Ziel und die Einheit menschlicher Praxis;156 7.1.1; 1 : Die Lehre vom letzten Ziel als Anfang der praktischen Wissenschaft und als Gegenstand spekulativer Behandlung;156 7.1.2; 2: Die Fragestellung von Summa theologiae I-II, q.1; die spekulative Bestimmung des Wesens von letztem Ziel (art.1-6);162
7.1.3; 3: Die Besonderheit des letzten Zieles des Menschen im Rahmen des bestimmten Wesensverhältnisses (art.7 und 8);166 7.1.4; 4: Die praktische Bedeutsamkeit der metaphysischen Analyse: Bestimmung des Bereiches menschlicher Praxis als Einheit;169 7.2;8. Kapitel: Glückseligkeit und Naturverlangen;172 7.2.1; 1: Die Ordnung des Traktats über die Glückseligkeit, Summa theologiae I-11, q.2-5; die Frage nach dem erfüllenden Gut und derspekulative Charakter seiner Bestimmung (q.2);172 7.2.2; 2: Die Frage nach dem Wesen der Glückseligkeit und die Zweiheit von vollkommener und unvollkommener Glückseligkeit; das Auseinandertreten spekulativer und praktischer Sicht (q.3, art.1 und 2);178 7.2.3; 3: Verfolg der spekulativen Sicht in q.3, art.3-8: Vollkommene Glückseligkeit und Naturverlangen nach der Gottesschau; der philosophische Sinn dieser Lehre;184 7.2.4; 4: Die praktische Bedeutung der vollkommenen Glückseligkeit und die Notwendigkeit der Frage nach der unvollkommenen Glückseligkeit (q.4 und 5);190 7.3;9. Kapitel: Das Glück dieses Lebens und die natürliche Moral;193 7.3.1; 1: Der Zustand des gegenwärtigen Lebens als Grenze einer natürlichen Moral;193 7.3.2; 2: Die unvollkommene Glückseligkeit: Strukturprinzip (Summa theologiae I-II, q.3, art.3), Aufbauelemente (q.4), Zweiheit des Glücks (q.3, art.6), Vorrang der Kontemplation;197 7.3.3; 3: Das Naturverlangen nach der Gottesschau als spekulativ erfahrbarer Grund des Ordnungsgefüges der unvollkommenen Glückseligkeit;202 7.3.4; 4: Glück und Tugendleben;205 7.3.5; 5: Natürliche Ethik: ihre Konstitution als Tugendlehre vom Glück dieses Lebens her; die Rolle des Gottesbegriffs und der Metaphysik des Handelns;211 8;Dritter Abschnitt: Gut und Böse;214 8.1;10. Kapitel: Die Seinsfülle der Handlung;214 8.1.1; 1: Der metaphysische Ansatz der Analyse. Summa theologiae I-II, q.18;214 8.1.2; 2: Die ontologische Grundlage der Moralität (art.1); zur Metaphysik von Gut und Übel;219 8.1.3; 3: Ontologische Analyse der Moralität selbst (ar
t.2-4);228 8.1.4; 4: Die Ordnung der Moralität und die Ordnung der Dinge (Vergleich mit Summa theologiae I, q.6, art.3);232 8.2;11. Kapitel: Die Ordnung der Vernunft;236 8.2.1; 1: Die Vernunft als Prinzip und Maß der Moralität; der Reflexionscharakter des Nachweises (q.18, art.5);236 8.2.2; 2: Der Vorrang der Zielbestimmtheit (q.18, art.6-7);243 8.2.3; 3: Der innere Akt (q.19); der Verweis auf die Individualität im Rahmen der metaphysisch erkannten Ganzheit;245 8.2.4; 4: Der äußere Akt (q.20); die Einheit von Gesinnung und Verantwortung;249 8.3;12. Kapitel: Freiheit und Kontrarietät;254 8.3.1; 1: Die Vernunft als Wurzel der Freiheit; der spekulative Ort der Freiheitslehre;254 8.3.2; 2: Ausübung und Artbestimmung; die wurzelhafte Unbestimmtheit des Willens;256 8.3.3; 3: Die Freiheit der Kontrarietät als solche des endlichen und vollendbaren Vernunftwesens; die Wurzel möglicher Bosheit in der Faktizität des Wollens;258 8.3.4; 4: Die endliche Faktizität als Grund der Begrenztheit aller moralischen Wissenschaft; Verweis an die Tugendlehre;263 9;Vierter Abschnitt: Die konkreten Prinzipien des sittlichen Handelns: Die Tugend und das Gesetz;266 9.1;13. Kapitel: Ethik als Tugendlehre;266 9.1.1; 1: Die mögliche Vollständigkeit der Ethik als Tugendlehre;266 9.1.2; 2: Der sachliche Vorrang des Stils einer Tugendethik vor anderen Stilen der Ethik;269 9.1.3; 3: Die Ethik des Sittengesetzes als einzig legitime Alternative zur Tugendethik; deren Vorrang auch vor der Gesetzesethik. Die Unentbehrlichkeit des Gesetzesbegriffs als Komplement zur Tugendethikund seine spekulative Bedeutung;273 9.2;14. Kapitel: Gesetz und Geschichtlichkeit;278 9.2.1; 1: Der thomistische Gesetzesbegriff (Summa theologiae I-lI, q.90); sein praktisch-politischer Ursprung;278 9.2.2; 2: Ewiges Gesetz und Naturgesetz; ihr vorzüglich spekulativer Sinn und die Eingeschränktheit ihrer praktischen Bedeutung;281 9.2.3; 3: Das positive Gesetz; Erscheinen der Geschichtlichkeit menschlichen Daseins unter praktischem G
esichtspunkt; die Grenze der thomistischen Ethik;285 10;Schlußbemerkung;291 11;Personenregister;293 12;Sachregister;295 13;Stellenverzeichnis;305