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Produktbild: Im Frühling sterben | Ralf Rothmann
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Im Frühling sterben

Roman

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Buch (gebunden)
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»Sprach ich meinen Vater in der Kindheit auf sein starkes Haar an, sagte er, das komme vom Krieg; man habe sich täglich frischen Birkensaft in die Kopfhaut gerieben. Ich fragte nicht weiter nach, hätte wohl auch, wie so oft, wenn es um die Zeit ging, keine genauere Antwort bekommen. Die stellte sich erst ein, als ich Jahrzehnte später Fotos von Soldatengräbern in der Hand hielt und sah, dass viele Kreuze hinter der Front aus jungen Birkenstämmen gemacht waren. «

Im Frühling sterben ist die Geschichte von Walter Urban und Friedrich - »Fiete« - Caroli, zwei siebzehnjährigen Melkern aus Norddeutschland, die im Februar 1945 zwangsrekrutiert werden. Während man den einen als Fahrer in der Versorgungseinheit der Waffen-SS einsetzt, muss der andere, Fiete, an die Front. Er desertiert, wird gefasst und zum Tod verurteilt, und Walter, dessen zynischer Vorgesetzter nicht mit sich redenlässt steht plötzlich mit dem Karabiner im Anschlag vor seinem besten Freund . . .

In eindringlichen Bildern erzählt Ralf Rothmann vom letzten Kriegsfrühjahr in Ungarn, in dem die deutschen Offiziere ihren Männern Handgranaten in die Hacken werfen, damit sie noch angreifen, und die Soldaten in der Etappe verzweifelte Orgien im Angesicht des Todes feiern. Und wir erleben die ersten Wochen eines Friedens, in dem einer wie Walter nie mehr heimisch wird und noch auf dem Sterbebett stöhnt: »Die kommen doch immer näher, Mensch! Wenn ich bloß einen Ort für uns wüsste . . . «

Produktdetails

Erscheinungsdatum
20. Juni 2015
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
234
Autor/Autorin
Ralf Rothmann
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
384 g
Größe (L/B/H)
203/128/27 mm
ISBN
9783518424759

Portrait

Ralf Rothmann

Ralf Rothmann wurde am 10. Mai 1953 in Schleswig geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach der Volksschule (und einem kurzen Besuch der Handelsschule) machte er eine Maurerlehre, arbeitete mehrere Jahre auf dem Bau und danach in verschiedenen Berufen (unter anderem als Drucker, Krankenpfleger und Koch). Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er lebt seit 1976 in Berlin.

Pressestimmen

»Wie ein Musikstück ist die eigentliche Erzählung vom Ende des Krieges in verschieden intonierte Sätze unterteilt. Dazwischen Schnitte, Pausen, verstrichene Wochen anzeigend. Das ist überragend gestaltet, auch gewissenhaft recherchiert. « Beatrice von Matt, Neue Zürcher Zeitung

»Ralf Rothmann bannt diese Zeit, die er selbst nicht erlebt hat, in schrecklich klare, magisch realistische Bilder. « Hilmar Klute, Süddeutsche Zeitung

»Ralf Rothmann hat mit Im Frühling sterben einen großen, erschütternden Roman über die letzten Kriegstage 1945 geschrieben. « Christian Thomas, Frankfurter Rundschau

»Mit Fug und Recht kann man sagen: Mit Im Frühling sterben ist die Nach-Grass-Ära kraftvoll eingeleitet worden. « Ina Hartwig, DIE ZEIT

»Ralf Rothmann zählt mit seiner eindringlichen Poetik zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren, und als Erzähler ist er womöglich der feinnervigste seiner Generation. « Sandra Kegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Es sind mitunter beinahe übersinnliche Bilder, die in Rothmanns Roman plausibel klingen und unbedingt möglich und vor allem schön. « Volker Weidermann, DER SPIEGEL

»Es gibt in der deutschen Gegenwartsliteratur keinen Vergleich für dieses Buch. « Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

»Selten wurden Barbarei und Grausamkeit des Krieges so radikal und bezwingend dargestellt wie in diesem Roman. Selten nutzte die Literatur ihre Mittel auf so meisterliche Weise, um die moralisch-psychische Verelendung von Soldaten zu durchdringen. Atemberaubend ist hier nicht nur Ralf Rothmanns poetische Brillanz, sondern auch die humane Empathie, die er für Walters Tragödie aufbringt « Ursula März, Deutschlandfunk Kultur

»Wieder einmal erweist sich Rothmann als Meister der Kunst, die spezielle Befindlichkeit von Heranwachsenden zu schildern . . . Rothmanns Stil ist minutiös, alle Details stimmen. « FOCUS online

»Ralf Rothmann gelingt mit Im Frühling sterben ein großartig geschriebener Antikriegsroman, der keine Kunst sein will. . . . Rothmann schreibt eine detailgenaue, enorm sinnliche Prosa, aber anders als in seinen anderen Romanen muss sie sIch hier der Schönheit weitgehend entsagen und dem Schrecken verschreiben. . . . Dieser Roman lässt einen so schnell nicht los. « Michael Angele, der Freitag

»Im Frühling sterben ist ein grandioser Roman, der stärker sein dürfte, als jede Leseumgebung und viel mehr ist als bloß ein Antikriegsroman, als der er immer wieder bezeichnet wurde. Das beste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. « Maren Keller; Sebastian Hammelehle, SPIEGEL ONLINE

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Von Winfried Stanzick am 02.07.2015

Mein Favorit für den Deutschen Buchpreis 2015

In seinem neuen Roman "Im Frühling sterben" erzählt Ralf Rothmann die Geschichte von zwei siebzehnjährigen Jungen, Walter und Fiete, die Anfang 1945 noch zur Waffen-SS eingezogen werden und in Ungarn auf eine dramatische Weise sich ein letztes Mal gegenüberstehen. Ralf Rothmann hat die Geschichte von Walter und Fiete in eine Rahmenhandlung gekleidet, die zu der Vermutung Anlass gibt, dass der Roman den einen oder anderen autobiographischen Hintergrund hat. Er stellt seinen Roman unter ein biblisches Motto aus dem Buch des Propheten Ezechiel: "Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden." Wir befinden uns zu Beginn der Erzählung Anfang des Jahres 1945 auf einem großen Bauernhof in Schleswig-Holstein. Walter (ist in ihm die Vaterfigur Rothmanns versteckt?) und Fiete, beide gerade mal 17 Jahre alt, arbeiten dort als Melker, als sie bei einem geschickt getarnten Fest der NS- Bauernorganisation quasi gezwungen werden, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Die Ausbildung erleben sie noch zusammen, doch dann werden sie an getrennte Einsatzorte geschickt. Walter arbeitet als Ungarn als Fahrer, immer hinter der Front. Was er dort allerdings sieht und erlebt, ist erschütternd und wird ihn später sein ganzes Leben lang stumm machen und verschlossen und seinem Sohn ein Rätsel, das er damit zu lösen versucht, indem er sich schreibend dem Schicksal seines Vaters nähert. Höhepunkt des Dramas ist die Wiederbegegnung Walters und Fietes auf dem Richtplatz, nachdem Fiete wegen eines im betrunkenen Zustand versuchten Fluchtversuchs exekutiert wird. Vorher hatte Walter noch unter Lebensgefahr seinen Vorgesetzten, der ihm etwas schuldig war, um Gnade für seinen Freund gebeten. Wie Ralf Rothmann sich diesem Schicksal nähert, ist große Literatur. Mit einer einfühlsamen und poetischen Sprache gelingt es ihm, die letzten Monate des Krieges zu beschreiben und die erste Zeit nach dem Krieg, als Walter über mehrere Stationen glücklich wieder nach Hause kommt (ohne Verletzung und Behinderung) und seine Freundin seinen Heiratsantrag annimmt. Doch auch ihr gegenüber und erst recht später seinem eigenen Sohn gegenüber, dessen Erzählung diesen beeindruckenden Roman umschließt, kann er sich nicht öffnen, und wie so viele andere aus dem Krieg an Leib und Seele Versehrten schweigt er sein ganzes Leben lang, bis auf sein Totenbett. Indem Ralf Rothmann den Sohn sich in die Geschichte seines Vaters erzählend hineinversetzen lässt, verschafft er nicht nur ihm eine literarische Art von Befreiung, sondern gibt auch vielen älteren Lesern, die wie der 1954 geborene Rezensent in ihrer Kindheit und Jugend lange mit dem Schweigen der Großväter und Väter leben mussten, so etwas wie eine späte Antwort. Walters Freund Fiete lässt er an einer Stelle, als Walter in ihn der Todeszelle besucht, etwas sagen, was die Situation dieser Nachgeborenen gut beschreibt. Fiete erwähnt seinen Vater, einen Arzt: "Und einmal, als ich meine Träume erwähnte, sagte er mir, dass es ein Gedächtnis der Zellen in unserem Körper gibt, auch den Samen- und Eizellen also, und das wird vererbt. Seelisch oder körperlich verwundet zu werden macht etwas mit den Nachkommen. Die Kränkungen, die Schläge oder die Kugeln, die dich treffen, verletzen auch deine ungeborenen Kinder, sozusagen. Und später, wie liebevoll behütet sie auch heranwachsen mögen, haben sie panische Angst davor, gekränkt, geschlagen oder erschossen zu werden. Jedenfalls im Unterbewusstsein, in den Träumen." Das lange quälend Unausgesprochene bekommt mit diesem Roman Ausdruck und Form. Auf eine so überzeugende Weise, dass dieses Buch für mich ein Anwärter auf den Deutschen Buchpreis 2015 ist.
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