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Produktbild: Selbstporträt mit Flusspferd | Arno Geiger
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Selbstporträt mit Flusspferd

Roman

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Wie fühlt es sich an, heute jung zu sein? Arno Geiger erzählt von Julian, einem Studenten der Veterinärmedizin, der seine erste Trennung erlebt und erstaunt ist, wie viel Unordnung so eine Trennung schafft. Um die Unordnung ein wenig zu lindern, übernimmt er bei Professor Beham die Pflege eines Zwergflusspferds, das bald den Rhythmus des Sommers bestimmt: es isst, gähnt, taucht und stinkt. Julian verliebt sich in Aiko, die Tochter des Professors, verfolgt beunruhigt, wie täglich Schockwellen von Katastrophen um den Erdball fluten und durchlebt eine Zeit des Umbruchs und Neuanfangs. Ein Roman über die Suche nach einem Platz in der Welt.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
02. Februar 2015
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
288
Autor/Autorin
Arno Geiger
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
410 g
Größe (L/B/H)
208/133/27 mm
ISBN
9783446247611

Portrait

Arno Geiger

Arno Geiger, 1968 geboren, lebt in Wien. Sein Werk erscheint bei Hanser, zuletzt "Alles über Sally" (Roman, 2010), "Der alte König in seinem Exil" (2011), "Grenzgehen" (Drei Reden, 2011), "Selbstporträt mit Flusspferd" (Roman, 2015), "Unter der Drachenwand" (Roman, 2018), "Der Hahnenschrei" (Drei Reden, 2019) und "Das glückliche Geheimnis" (2023). Er erhielt u. a. den Deutschen Buchpreis (2005), den Johann-Peter-Hebel-Preis (2010), den Hölderlin-Preis (2011), den Literaturpreis der Adenauer-Stiftung (2011), den Joseph-Breitbach-Preis (2018), den Bremer Literaturpreis (2019), den in den Niederlanden vergebenen Europese Literatuurprijs (2019) und den Rheingau Literatur Preis (2023).

Pressestimmen

"Ein hinreissend frischer Roman. Sprachlich virtuos und mit heiterem Ernst spielt der österreichische Autor auf der Klaviatur von Utopie und Melancholie, Sehnsucht und Ernüchterung, Hoffnung und Resignation." Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung, 10. 03. 15

Ein 22-Jähriger hängt beim Erwachsenwerden fest, zwischen Frauen und Unsicherheiten. Arno Geigers Roman erzählt von dieser Wartesaalstimmung und trifft unser Gegenwartsempfinden [ ] die Gemütslage des 22-jährigen Julian, sein Zukunftsnebel, sein Dazwischenhängen, seine ruhelose Lethargie enthalten eine Wahrheit, an deren allgemeiner Gültigkeit der Leser nicht vorbeikommt. Ursula März, Die Zeit, 05. 02. 15

"Einer der Gründe, weshalb es ein so geglücktes Buch ist, liegt sicher darin, dass Julian ein reflektierter Zeitgenosse ist." Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 07. 02. 15

"Arno Geiger erzählt mit leichter Hand von der Schwierigkeit des Erwachsenwerdens in einer unverständlichen Welt." Corina Caduff und Andreas Nentwich, SRF, 08. 02. 15

"All das Durcheinander aus Liebe, Sex, Zukunftsfurcht und dem ganzen Zeug fügt sich zu einem hinreißenden Roman." Wolfgang Höbel, Der Spiegel, 02. 02. 15

"Arno Geiger hat einen untrüglichen Blick fürs Komische." Sandra Leis, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 25. 02. 15

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Von Winfried Stanzick am 12.02.2015

Geigers Roman liest sich leicht, doch er wirkt tief

Der neue, lange erwartete Roman von Arno Geiger erzählt von einem jungen Mann, der sein Sohn sein könnte. Hatte Geiger sich in seinem 2011 erschienenen Buch "Der alte König in seinem Exil" noch mit seinem alten Vater und dessen Demenz, mit der Hinfälligkeit am Ende des Lebens und mit dem Sterben und dem Tod beschäftigt, geht es in "Selbstporträt mit Flusspferd" um die Sinn- und Identitätsfragen am Beginn eines Erwachsenenlebens, ja, um das Erwachsenwerden insgesamt. Denn obwohl in unserem Land kaum eine Generation vorher so behütet und mit so viel Bildungsangeboten aufgewachsen ist, wie die der heute 20-30 Jährigen, tun sich viele junge Menschen schwer, ihren Platz zu finden in Beruf und Gesellschaft. Von der Gründung einer Familie und der Weitergabe ihres Potentials an eigene Kinder einmal ganz abgesehen. Allein in meiner direkten Nachbarschaft und Bekanntschaft in unserer kleinen Stadt kenne ich etwa ein halbes Dutzend junge Menschen, Frauen und Männer, alle im Alter des Geiger`schen Protagonisten Julian, die zum Teil schon seit zwei Jahren nach abgeschlossenem und erfolgreichem Abitur oder Berufsausbildung immer noch "chillen". Das heißt, sie nehmen weder ein Studium noch eine regelmäßige Arbeit auf, leben nach wie vor zu Hause bei den Eltern, bzw. beim Vater oder der Mutter und lassen sich weiter von ihnen alimentieren. Wenn sie nach den Gründen für diese "Auszeit", wie sie das nennen, gefragt werden, geben sie an, noch nichts Passendes gefunden zu haben, sich noch orientieren zu wollen, oder auch ganz ehrlich, sie hätten keinen Bock auf so einen Lebensentwurf wie ihre Eltern, mit Arbeit, Anstrengung und auch gelegentlichem Verzicht. Sie wollten ihr Leben genießen. Julian denkt an einer Stelle gegen Ende von "Selbstporträt mit Flusspferd" über diese Fragen an der schwierigen Schwelle zwischen Jugend und Erwachsenen nach: "Gehe ich nach rechts oder links? Wird eine stabile Persönlichkeit aus mir oder ein Niemand, der nichts auf die Reihe kriegt? Finde ich meinen Platz oder gehe ich unter?" Warum haben sich meine Eltern oder etwa meine Schwiegermutter in diesem Alter solche Fragen nie gestellt? Warum hat diese gegenwärtige Generation, jedenfalls viele unter ihnen, solchew Probleme, in der Welt eine eigenen Platz zu finden? Das fragt sich auch Arno Geiger, der seinen Julian an einer Stelle sagen lässt: "Ich hatte Angst, dass mein Leben im Sand verlief. Ich hatte Angst, dass alles sinnlos war. Ich wusste, was mir fehlte, war ein Mensch." Das Buch spielt im Sommer 2004 in Wien und erzählt, wie der 22-jährige Student der Tiermedizin Julian nach dem Scheitern seiner Beziehung mit Judith und seinem Rauswurf aus deren Wohnung durch die Hilfe seines Freundes Tibor einen Sommerjob und eine damit verbundene Unterkunft findet. Der an Krebs erkrankte emeritierte Professor Beham, der im Rollstuhl sitzt, hat einem Zwergflusspferd eine vorübergehende Heimat gegeben, und die Aufgabe von Julian ist es, sich um dieses Tier zu kümmern. Mit im Haus ist über den Sommer die Tochter des Professors, Aiko, die aus Paris nach Hause gekommen ist. Diese Frau, zu der sich Julian hingezogen fühlt, ist mindestens so ungewöhnlich und eigenwillig wie ihr Name. Langsam nehmen sie miteinander eine Beziehung auf, die Geiger seinen Ich-Erzähler in alle Schattierungen beschreiben lässt. Doch die beiden leben auch in einer Welt, in der einiges passiert. In Athen finden die Olympischen Spiele statt, in Beslan sterben bei einem Attentat hunderte von Kindern. Doch anders als vielleicht zu früheren Zeiten, von denen so mancher klassischer Bildungsroman berichtet, kann Julian seine Erfahrung der Welt nicht verarbeiten und integrieren. Sie wirkt auf ihn nur extrem verstörend. Zwischen seinen Zweifeln an sich selbst und den barbarischen Bildern im Fernsehen kann er keine sinnvolle Verbindung finden. Geigers Roman liest sich leicht, doch er wirkt tief. Denn das, was Julian 2004 so irritiert, was seine Zukunft in einen undurchsichtigen Nebel hüllt, das ist für viele junge Menschen im Jahr 2014, als er das Buch schrieb, noch viel drängender geworden. Das Hängen zwischen den Zeiten und Identitäten, die Lethargie, die dennoch keine Ruhe kennt, ist für nicht wenige zwischen 20 und 30 ein großes Problem. Es ist ein Phänomen, von dessen Wahrheit man nicht loskommt, und die einen das angebliche "Chillen" vielleicht noch einmal in einem anderen Licht betrachten lässt. Ich habe daraus gelernt, dass unsere Kinder, die erst in einem oder zwei Jahrzehnten in dieses Alter kommen (was wird dann sein, wie wird die Welt, wie wird unser Land dann aussehen? niemand weiß das wirklich) uns Erwachsene brauchen, als Vorbilder, als Menschen, die sich selbst diesen schwierigen Fragen stellen und ab einem bestimmten Alter mit ihnen darüber ins Gespräch kommen. Wir dürfen sie nicht im Netz allein lassen, sondern können ihnen zeigen, dass auch wir um Orientierung ringen. Erziehung zur Selbständigkeit, frühe Übernahme von Verantwortung, Verzicht auf Helikopterelternschaft, die ja nur ein Ausdruck ist der Angst der Eltern davor, dass es ihren Kindern irgendwann so geht wie Julian, und viel, viel Zuwendung und Zeit. Das ist meine bescheidene Hoffnung. Das, woran ich mich festhalte und orientiere. Ob das hilft, weiß ich auch nicht.
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