Auch wenn der Buchtitel eher wissenschaftlich klingt - der Inhalt ist genau das Richtige für einen regnerischen Sonntagnachmittag auf dem Sofa. Begleitet von einem Espresso und eingemummelt in einer kuschelige Wolldecke begibt sich der Leser auf die Reise ins Land der aufgehenden Sonne - und erlebt hier die ersten drei Lebensjahre eines Kindes.
Bis sie zweieinhalb Jahre alt ist, empfindet sich das kleine Wesen als Röhre, als Speiseröhre, die sich füllt und wieder leert. Und zweieinhalb Jahre lang bleibt es vollkommen passiv: bewegt sich nicht, gibt keinen einzigen Laut von sich und wird von Eltern und Ärzten als "Gemüse" bezeichnet. ("Die Eltern waren erleichtert, denn sie fanden, das war eine gute Nachricht. Ein Gemüse, das hieß, es war lebendig.")
Dann kommt der Tag, an dem die Pflanze keine Pflanze mehr ist und aus der "pathologischen Apathie" eine "pathologische Reizbarkeit" wird, denn die Kleine verwandelt sich für ein halbes Jahr in eine fauchende Bestie, die ihren Zorn in die Welt hinausbrüllt. Bis die Großmutter aus Belgien anreist und versucht, das schreiende Bündel mit einem Stückchen weißer Schokolade zu beruhigen. Mit Erfolg: Amélie wird geboren.
Ein höchst ungewöhnliches Buch über ein höchst ungewöhnliches Kind, das mitten im Paradies zu leben scheint - aus dem es schließlich von drei Karpfen vertrieben wird.