Die ersten Seiten des Buches haben mich sehr überrascht. Denn auf diesen Seiten geht es darum, dass Pietro Rinaldi sich das Leben nehmen möchte. Wobei die Überraschung durchaus eine positive war. So traurig und deprimierend das Thema Selbstmord auch ist, Autor Lorenzo Licalzi beschreibt dies auf eine Art und Weise, die mich zum Lachen gebracht hat.
Der Protagonist Pietro Rinaldi ist ein herrlich schrulliger, alter Kauz, wie er im Buche steht. Er hat eine Abscheu gegen quasi alles und jeden und scheut sich auch nicht diese Meinung lautstark kundzutun. Er nimmt sich dabei, weiß Gott, kein Blatt vor den Mund. An manchen Stellen fühlt man sich vielleicht ein klein wenig vor den Kopf gestoßen, vor allem wenn man feststellt, dass man vielleicht selbst ein paar der Verhaltensweisen an den Tag legt, die Pietro so verteufelt. Trotzdem ist das Ganze so herrlich humoristisch, dass man einfach lachen muss. Wobei das selbstverständlich wie immer eine Frage des Geschmacks ist und Menschen, die mit Sarkasmus und schwarzem Humor nichts anfangen können, sollten wohl besser die Finder von diesem Buch lassen.
Eine der Beschreibungen, die ich im Vorfeld zu dem Buch gelesen habe, lautete: Liebenswertes Roadmovie. Den Satz kann ich nur unterschreiben, wenn auch auf der Reise objektiv betrachtet relativ wenig passiert. Nicht so wie man es aus den Hollywood Filmen kennt, wo sich bei einem Roadmovie meistens die Ereignisse überschlagen. Es geht hier viel mehr um die kleinen Dinge, um Veränderungen im Inneren der beiden Hauptpersonen Pietro und Diego. Um ein zurückfinden ins Leben, auch wenn man das Gefühl hat, dass das Leben gerade eine Sackgasse und eine Einbahnstraße ist.
Die Geschichte an sich ist eigentlich nicht besonders aufregend oder spannend. Wie bereits oben erwähnt, dafür passiert auf ihrer Reise von Genua nach Rom einfach zu wenig. Trotzdem hat der Autor es geschafft, einen Roman zu verfassen, der den Leser oder die Leserin alle Bandbreite der Emotionen fühlen lässt und einen tief bewegt oder bewegen kann. Man muss sich natürlich darauf einlassen und ein klein wenig hinter die Kulissen schauen.
Mir persönlich war der Roman an keiner Stelle zu langatmig und ich habe wirklich jedes einzelne Wort genossen und hätte noch gern mehr über Pietro, Diego und natürlich auch Sid erfahren. Der äußerst pointierte und manchmal auch freche Schreibstil, meine Hochachtung auch an den Übersetzer Luis Ruby, hat dazu maßgeblich beigetragen. Das Buch ist meiner Meinung nach äußerst humorvoll, kommt aber ohne flache Witze aus, sondern besticht mit gut eingesetzter Situationskomik.
"Signor Rinaldi kratzt die Kurve" ist ein tragisch-komischer Roman, der mich berührt und begeistert hat.