Das Cover:
Das Cover hat sich für mich nicht sehr hervorgetan, hat mich in diesem Fall nicht neugierig gemacht. Es war der Klappentext, von dem ich mich angesprochen gefühlt habe.
Die Geschichte:
Mit Ende 40 kann man schon mal ins Grübeln kommen, ob das alles war oder ob noch etwas kommt. Was ist mit der Ehe? Ist die Neugierde aufeinander völlig eingeschlafen? Bleibt es dabei, immer im Urlaub an die Ostsee zu fahren? Was ist, wenn die Tochter auszieht?
Caro bespricht sich mit ihrer besten Freundin Matti. Sie haben zusammen studiert, sind beide Lehrerin geworden und ihre Mädchen sind ebenfalls befreundet. Diese haben gerade die Schule abgeschlossen und wollen feiern. Dazu haben sie sich Interrail Tickets gekauft.
Caro ist der Meinung, dass ihr Zug noch nicht abgefahren ist, und entschließt sich mit ihrer Freundin Matti ebenfalls das Abenteuer Interrail-Tour zu starten. Die Idee, mit einem Rucksack durch Europa zu reisen und nachholen, was sie vor langer Zeit versäumte, war faszinierend. Ihr Mann war allerdings überrascht, als sie ihm ihrem Wunsch alleine zu reisen und nicht wie gewohnt mit an die Ostsee zu fahren, mitteilte. Das Abenteuer begann.
Meine Meinung:
Ich musste das Buch am Ende noch eine Weile nachwirken lassen und war völlig zwiegespalten, denn ich habe eine spannende Reise zweier Freundinnen durch Europa erwartet, die dann doch etwas anders verlaufen ist, als ich dachte. Aber der Reihe nach. Die Protagonisten haben es mir nicht leicht gemacht. Vor allen Dingen die beiden Freundinnen, die sich für meinen Geschmack nicht wie zwei erwachsene, gestandene Frauen verhalten haben, sondern eher wie unreife Mädels. Wie sonst könnte man beispielsweise Jugendlieben hinterlaufen, die man Jahrzehnte nicht gesehen hat, um dann auch noch zu glauben, dass man da weitermachen könnte, wo man damals aufgehört hat? Auch haben sie auf dieser Reise nichts, aber auch gar nichts ausgelassen, von dem, was unterwegs passieren könnte und dann auch passiert ist. Die Pleiten Pech und Pannen haben sich wie auf einer Schnur aufgezogen aneinandergereiht und auch so manches Klischee bedient. Hinzu kamen Streitereien und Egoismen der beiden gestandenen Mütter und Lehrerinnen, die mich den Kopf schütteln ließen. Es war mir einfach insgesamt ein bisschen zu viel. Auch die telefonischen Missverständnisse mit Caros Mann waren mir zum Ende hin etwas zu einfach gestrickt. Die Autorin schreibt in einer leicht verständlichen und sehr unterhaltsamen Sprache. Besonders gut und erwähnenswert, die Dialoge. Die Geschichte ist überwiegend aus der "Ich" Perspektive von Caro erzählt und lässt Nähe zu. Überragend fand ich die Reisebeschreibungen, sie haben für mich vieles ausgeglichen und dafür gesorgt, dass ich drangeblieben bin, denn ich durfte viele Orte Europas kennenlernen.
Mein Fazit: Ich bin überzeugt, dass die Autorin die Geschehnisse bewusst überzogen hat, um so die beiden Frauen Ende 40, auf komödiantische Art in ihre Vergangenheit zu schicken, was den Blick natürlich insgesamt ändert. Kombiniert mit der lockeren Sprache und den wunderbaren Reisebeschreibungen ist es ein Sommerbuch, das man für sich selbst entdecken und bewerten muss. Wer aber gerne schwungvolle Komödien liest, findet in diesem Buch eine gute Unterhaltung.
Heidelinde von "friederickes bücherblog"