Gabor Steingart schneidet ein ganz aktuelles Thema an. Wann sollen wir Änderungen an unserem Wirtschaft- und Finanzsystem vornehmen, wenn nicht jetzt, da es kriselt?
Jedoch sind die unterbreiteten Vorschläge derart vage formuliert, daß sich hieraus kein schlüssiges Konzept ableiten läßt. Natürlich kann man ins kalte Wasser springen, um dann nachher zu schauen, ob man das kalte Bad auch genießbar ist. Da bräuchte es schon ein wenig mehr Details, wie aus den Vorschlägen ein tragendes Konzept erarbeitet werden kann.
Die Zahlen, so sie uns nicht schon vor der Lektüre bekannt waren sind alle korrekt wiedergegeben. Die Notwendigkeit zum Handeln ist auch gekommen.
Allein, wie soll der erwirtschaftete Wohlstand im Kern des Systems konkret verteilt werden? Darauf bleibt der Autor uns die Antwort schuldig.
Denn, wie schwierig es ist, Kapitalgewinne zu besteuern durften wir bereits im jetzigen Wirtschaftssystem erfahren. Kapital ist wie ein scheues Reh!
Und da noch nicht einmal Europa sich in den Besteuerungsmechanismen auf ein einheitliches Konzept einigen kann, wie soll das erst global möglich sein?
Fragen über Fragen, zu denen das Buch stumm bleibt.
Warum sollte also der vielzitierte kleine Mann ins Wasser springen, wo doch die zuständigen Lenker des Systems erst einmal am Beckenrand verbleiben, um mit ihren staatlich garantierten Einkünften das Geschehen erst einmal austesten.
Dazu verliert das Buch keine Silbe! Hätte der Autor geschrieben, daß zunächst einmal die Amtszeit der Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf zwei Legislaturperioden beschränkt werden müßte, so wie auch die Amtszeit der Kanzlerin/ des Kanzlers, so wäre das Modell ein guter Vorschlag. Denn nichts fürchtet der Mensch so sehr wie von den selbst verordneten Maßnahmen eigens betroffen zu werden.
Vielleicht gibt es dazu in einer zweiten Auflage des Buches noch konkretere Beschreibungen, wie der Wandel vollzogen werden soll.