Der gute Cop

"Der gute Cop" von Scott Thornley, Verlag Suhrkamp, habe ich als Taschenbuch mit 523 Seiten gelesen, diese sind in 54 Kapitel eingeteilt. Detective Superintendent MacNeice wird zum Hafen von Dundurn gerufen. Im Rahmen des dortigen Hafenerneuerungsprojektes wurde ein altes Auto mit zwei Leichen aus dem Wasser gezogen, ebenso wurden mehrere einbetonierte Leichen geborgen. An anderer Stelle bekriegen sich zwei Biker-Gangs und ein Frauenmörder ist unterwegs. Es gibt also viel zu tun. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass die Fälle irgendwie zusammenführen und alles passt. Musste aber feststellen, dass es mehrere einzelne Fälle sind, die, bis auf zwei, nichts miteinander zu tun hatten. Die Geschichte der beiden Leichen in dem alten Auto hätte man auch weglassen können, die waren überhaupt nicht von Relevanz. Ich fand den Teil des Frauenmörders spannend, der auch teilweise aus Sicht des Täters beschrieben wurde. Leider wurde auch dieser Teil immer wieder unterbrochen durch die Biker-Sache, die ich nicht wirklich gut verstanden habe. Für mich waren es einfach zu viele Fälle, zu viele Personen, auf nichts wurde sich speziell konzentriert. Im Gegensatz zur Buchbeschreibung redet MacNeice nicht mit seiner toten Frau und mit Vögeln, er träumt von ihr und beobachtet die Vögel. Auch seine charakterliche Beschreibung kommt der Person im Buch nur ansatzweise nahe. MacNeice ist ein sympathischer Mensch, anscheinend ohne Fehler und ohne schlechte Eigenschaften - also ein guter Cop. Die gesamten Charaktere sind relativ farblos beschrieben, man erfährt nichts über sie. Nur Fiza Aziz lernt man etwas näher kennen, sie meint, den Fall des Frauenmörders aufklären zu können, wenn sie den Köder spielt. Dafür, dass sie anscheinend beim letzten Fall etwas Schlimmes erlebt hat, ist sie sehr schnell wieder dabei. Das hat mich schon gewundert. Der Schreibstil war gut und ich konnte recht zügig lesen. Man muss sich nur eben auf die immer wieder wechselnden Schauplätze und Fälle konzentrieren, was nicht immer einfach war. Das Cover passe wenigstens zu einem der Fälle und gefällt mir daher ganz gut.

Der gute Cop ist der erste, auf deutsch erschienene Krimi von Scott Thornley und der zweite Fall des Detective Superintendent MacNeice. Er ermittelt in Kanada. im Bundesstaat Ontario, in der aufstrebenden Stadt Dundurn. Cover: Ein tolles Cover; happtisch ein Erlebnis, optisch vielversprechend und sehr passend zu einem der Mordfälle in der Geschichte. Plot: Der Autor greift hier kräftig in die Krimikiste und erzählt gleich zwei schwierige und blutige Kriminalfälle. Im einen ist ein großer Bikerclub, der ins Visier der Ermittler gerät, im anderen versucht ein Serienmörder durch brutale Morde an jungen Frauen auf sich aufmerksam zu machen. Darsteller: Neben dem sehr sympathischen und intelligenten MacNeice schart sich ein unterhaltsames Ermittler-Ensemble zusammen, in dem es Raum für eine schrullige Wissenschaftlerin, einige nette Polizisten und eine mutige Profilerin gibt. Aber auch die Nebenrollen und die Mörder sind gut besetzt und haben Raum für Charakter. Erwähnenswert ist hier auch der Bruder eines Opfers, den ich gerne noch mehr im Mittelpunkt gelesen hätte. Spannung und Logik: Besonders der Plot um die Biker und wie es zu den vielen Morden kommen konnte, hat mich überzeugt. Die Aufklärung schreitet logisch und nachvollziehbar voran und hat sehr viel glaubwürdige Facetten und Hintergründe. In weiten Teilen kann man das von Handlung zwei auch sagen, allerdings hätte der Strang um den Serienmörder noch einige Seiten und Volten mehr vertragen können und ist am Ende bei seiner Aufklärung zwar passend dramatisch aber doch viel zu schnell und etwas einfaltslos. Gesamteindruck: Ausgesprochen gut hat mir der Erzählstil gefallen. Die Dialoge sind trotz aller Dramatik auch mal humorvoll und lassen die Akteure menschlich nahbar erscheinen. Der Kommissar hat eine Vergangenheit ist aber angenehm normal geblieben und seine Brillianz schimmert zwar immer durch ist aber nie aufgesetzt oder überzogen. Die Täter - vor allem ein junger Mann, der sozusagen den Stein ins Rollen bringt - werden so beschrieben, dass ich auch für sie durchaus Empathie aufbringen konnte. Der Spannungsbogen war für mich eine gute Mischung aus knisternd und neugierig machend. Fazit: Für mich eine tolle Neuentdeckung und ich freue mich, das weitere Romane bei Suhrkamp angekündigt sind. Große Bitte: Auch den ersten Band dieser Reihe übersetzen. Ich würde nur zu gerne die Vorgeschichte von Mac und Aziz erfahren.