Dieser Krimi ist der 6. in der Reihe rund um Lyn Harms.
Die KHK ist eben aus dem Mutterschaftsurlaub in Teilzeit zurückgekehrt, als sie mit Mord an Noa, dem Au-Pair-Mädchen, beschäftigen. Noa ist bei der Entführung des 11- jährigen Theo Fahrenkrug,der nach einem Autounfall auf einen Rollstuhl angewiesen ist, erstochen worden.
Recht schnell ist klar, dass der Tippgeber für den oder die Entführer aus dem direkten Umfeld der Familie stammen muss. Doch wer? Die leibliche, schwer depressive Mutter Theos ist auf Vivian, die neue Gemahlin ihres Ex-Mannes schlecht zu sprechen, weil sie den Unfall verursacht hat, bei dem Theo verletzt worden ist. Und dann gibt es noch den großen Bruder Sören, der Spielschulden hat.
Die Entführung gewinnt an Dramatik, weil Theo in einer Kate am Moor festgehalten wird, in der zwei Ausreißerinnen aus einem Jugendheim Zuflucht suchen. Beim Versuch wieder abzuhauen, wird Neele von der Trump-Frau kaltblütig erstochen. Das zweite Mädchen Jana kann sich, weil die Kate früher ihrem Opa gehört hat, in die Absteige zwängen. Nun teilt sie Theos Schicksal, nur dass keiner der Entführer wissen darf, dass es sie gibt.
Theo, ein gewitzter Bursche, versucht sich alle möglichen Details seiner Entführer zu merken, um nach seiner Befreiung, der Polizei wertvolle Tipps zu geben.
Als sie sich Theo unmaskiert nähert, scheint jede Hoffnung auf einen guten Ausgang verloren. Doch niemand rechnet mit der wilden Entschlossenheit von Jana.
Meine Meinung:
Der Krimi ist nichts für Zartbesaitete, denn dass Kinder Opfer von Verbrechen sind, ist für viele Leser schwer auszuhalten. Außerdem hinterlässt die als Trump maskierte Frau eine lange Blutspur.
Heike Denzau versteht es grandios, die beiden Kinder Theo und Jana nicht als hilflose Betroffene darzustellen, sondern als pfiffige junge Menschen, die im Rahmen ihrer geringen Möglichkeiten, aktiv auf eine Befreiung hinarbeiten.
Die Spannung ist von der ersten bis zur letzten Seite extrem hoch und wird nur manchmal durch den Einblick in das Familienleben von Lyn Harms ein wenig abgebremst. Nicht, dass es hier nicht auf ein paar Turbulenzen gäbe, doch hier muss niemand um sein Leben fürchten.
In Theos Familie ist nicht alles so Liebe, Wonne, Waschtrog, wie es aussieht. Denn Magnus Fahrenkrug ist mehr mit seiner Firma beschäftigt, als mit seiner Familie.
Sehr beklemmend sind die Schilderunge der Ängste der Kinder. Ein besonders fieser Schachzug ist, bei Theo Misstrauen seiner Stiefmutter gegenüber zu säen. Schon länger fragt sich Theo, woher denn, die als Trump maskierte Frau, welche Vorlieben beim Essen bzw. bei den Büchern Theo hat? Und dass er Lakritz nicht ausstehen kann? Ist es doch Vivian, die einmal nächtens bei ihm an der Pritsche steht und ihn streichelt? Das Parfum, das sie umweht bzw. das Schrittmuster, lassen darauf schließen.
Heike Denzau streift auch kurz das "Stockholm-Syndrom" bei dem sich die Opfer mit den Tätern solidarisieren und sie nicht "verraten", nur weil sie eine kleinen Augenblick Menschlichkeit gezeigt haben.
Im Anschluss muss ich nun die 5 vorherigen Bände lesen.
Fazit:
Ein an Spannung kaum zu überbietender Krimi, dessen Seiten nur so dahin fliegen. Schade, dass hier kein Extrastern für Extra-Spannung vergeben werden kann, so bleibt es bei 5 Sternen und einer absoluten Leseempfehlung.