Auf viele Menschen üben Kunstfälschungen eine große Faszination aus. Sie werden weniger als kriminelle Handlung, denn als glamouröse, handwerklich beeindruckende Tat wahrgenommen. Zumindest ist das bei mir so. Mich interessiert das Thema Kunst und Verbrechen seit ich Orson Welles Mockumentary F for Fake über den berühmten Kunstfälscher Elmyr de Hory gesehen habe. Auch hier wird mit dem Charisma der Kunstfälschung gespielt, ein Mockumentary ist nicht unbedingt der Wahrheit, sondern mehr dem Nimbus verpflichtet, so werden die Straftaten selbst als eine Art Kunst angesehen.
Das vorliegende Buch ist nach Falsche Bilder, echtes Geld die zweite Zusammenarbeit des Autorenteams Stefan Koldehoff (Journalist, Kunstmarktexperte) und Tobias Tim (Journalist, ZEIT Online Redakteur). Es werden hier schlaglichtartig besondere Fälle verschiedener Kunstmarktbetrügereien vorgestellt, dabei geht es zum Beispiel um die massenhafte Fälschung von Druckgrafiken, dem Handel mit gefälschten Büchern, Nazireliquien, Museumsdiebstähle und Artnapping . Die Lektüre macht Spaß, das liest sich flott, an manchen Stellen jedoch auch etwas zu lange beleuchtet und zu detailreich.
Zum Schluss werden vom Autorenteam 10 Fragen zur Befreiung der Kunst aufgezeigt, Kunst soll für alle als unbelastetes Glücksgefühl zurückgewonnen werden. Dabei sollten sich integre Sammler, Händler, Vermittler vor jedem Geschäft fragen nach:
- Besitzverhältnissen
- Provenienz
- Stil
- Material
- Preisgestaltung
Dass Handel, Sammler und Museen jedoch heute weitgehend bemüht sind um ein gutes Nebeneinander und um gute Zusammenarbeit mit Kunsthistorikern und ggf. auch Landeskriminalamt, geht manchmal ein bißchen unter. So spektakulär sind die Fälschungs-, Betrugs-, Geldwäsche-, Korruptionsfälle, so aufsehenerregend die jeweilige materielle Schadenshöhe, dass sich eben diese [negativen] Geschichten im digitalen Zeitalter in Windeseile um die Welt verbreiten .