Das Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es zeigt Mädchen am Strand der Zwanzigerjahre in sehr gut ausgewählten Farben, die die Zeit perfekt repräsentieren. Zusammen mit dem Klappentext ist die Buchpräsentation sehr ansprechend und einladend.
Die Geschichte:
Die jüdische Lehrerin Anni Reiner und ihr Mann Paul gründen 1925 zusammen mit befreundeten Lehrern eine Internatsschule auf der Insel Juist. Es ist eine ganz besondere Schule mit einem Theater, mit eigenen Gärten, Aquarien und mehr. Eine Schule die Lehrer und Schüler auf Augenhöhe sieht und sich völlig von bisher bekannten Lehranstalten unterscheidet. Die Stimmung zu den Insulanern ist so rau wie das Klima, denn die Einheimischen sehen in dem Internat ein Hort für Juden und Kommunisten und dann erstarkt auch noch der Nationalsozialismus. Im Eiswinter 1929 müssen sie alle zusammenrücken. Und wie können sie sich im Zeichen der politischen Veränderungen zurechtfinden?
Meine Meinung:
Das Buch ist keine ganz leichte Lektüre, es verlangt Konzentration und Aufmerksamkeit. Es sind viele Protagonisten, die ich aber durch ihre unterschiedlichen Charaktere sehr gut kennenlernen konnte. Sie sind wunderbar ausgearbeitet und in ihrem Handeln authentisch. Die Schule ist nicht nur gedacht, sie hat es tatsächlich gegeben. Sehr gut gefallen hat mir, dass neben den agierenden fiktiven Figuren, auch Menschen aus der Zeitgeschichte, wie der Komponist und Dirigent Eduard Zuckmayer als Musikpädagoge eingebunden waren. Die Geschichte wird aus Perspektiven von Lehrern, Schülern und anderen Insulanern erzählt und ist deshalb sehr vielschichtig. Es ist insgesamt ein kleiner Kosmos, der sich nach allen Seiten zahlreichen Problemen stellen muss. Dazu gehören unter anderem Krankheit, Kälte, Anfeindung, Abgeschiedenheit und äußerst unangenehme politische Einflüsse. Der Schreibstil der Autorin hat es mir nicht ganz leicht gemacht und manchmal hat sich die Erzählung auf kleine Nebenwege begeben, die dann den Spannungsbogen etwas verlangsamt haben. Aber die spürbar intensive Recherche und die perfekte Einbindung der Zeitgeschichte, ist sehr hervorzuheben.
Mein Fazit: Ein Buch, das mich in eine Zeit mitgenommen hat, in der mutige Lehrer versucht haben auf einer Insel eine Schulform anzubieten, die nicht nur misstrauisch beäugt, sondern auch angefeindet wurde. Es geht um Zusammenhalt und Leidenschaft für einen neuen pädagogischen Ansatz, und das unter erschwerten politischen Gegebenheiten. Am Ende des Buches gab es noch einen historischen Einblick in alte Briefe. Ein beeindruckendes Buch der Zeitgeschichte mit einer Leseempfehlung.
Heidelinde von friederickes bücherblog