Es waren zwei Schwestern.
Die eine, Korede - zuverlässig, ernsthaft, gebildet, Krankenschwester, die andere, Ayoola - jünger, InstaGirl, nicht sehr strebsam, aber hübsch und sehr beliebt und ¿.. hoppala -- ihr passiert schon mal ein Mord an einem ihrer boyfriends. Unschuldig ist sie, das ist ja klar und um schnell dem Schlamassel zu entfliehen, ruft sie Korede, die muss als Tatortreinigerin und Leichenbeseitigerin dienen und die Jüngere vor Entdeckung schützen, so wie sich ältere Schwestern nun mal um die jüngeren zu kümmern haben und hinter ihnen herräumen müssen.
Oyinkan Braithwaite erzählt diese Geschichte aus Lagos, Nigeria in lockerem Ton, die kurzen Kapitel könnten als Fortsetzungsroman in einer Zeitschrift erschienen sein, die anekdotenhaften Berichte um Besucher im Krankenhaus wirken wie selbst erlebt und so liest sich der Roman ganz amüsant, leicht und gut. Bei der kurzweiligen Lektüre merkt man zunächst nicht, dass die schwesterlichen Beziehungen sich langsam im Niedergang befinden, denn schließlich spannt die schöne Ayoola der Schwester gar den angeschwärmten Krankenhausarzt aus. Wird der Schwesternbund nun an Männerbeziehungen zerbrechen?
Schwesterpaare sind in der Literatur und auch in Märchen ein recht häufiges Motiv. Die Schwestern werden dabei oft - dramaturgisch geschickt - mit gegensätzlichen Eigenschaften versehen. So werden antithetische Schwesternfiguren beispielsweise nach dem Muster -- intelligent versus naiv, schön vs. hässlich, gut vs. böse, hell vs. dunkel, folgsam vs. widerspenstig -- gestaltet. Paare wie Antigone und Ismene, Goldmarie und Pechmarie oder eben Ayoola und Korede kommen in den Sinn und sind eben nach diesem Schema geformt.
Ayoola tötet mit dem Messer ihres ermordeten Vaters (ja, genau!), ein gewalttätiger Mann, der von den Schwestern einerseits verachtet, andererseits als starker Beschützer angesehen wurde. Ayoola jedenfalls kann sich nicht von seinem Messer trennen und so kommt es bei den Schwestern zur Umkehrung der bisherigen Eigenschaften vernünftig gegen versponnen.
Das Messer ist mir wichtig ¿ sagt Ayoola ernst und fest, es ist alles, was ich noch von ihm habe . Korede aber, eigentlich doch bodenständig, versteigt sich in die mystische Vorstellung, dass nicht ihre Schwester, sondern das Messer die Taten begangen habe. Wer sagt denn, dass ein Gegenstand keine eigenen Pläne haben kann?
Als das ungleiche Mörderpaar fast entdeckt wird, muss Korede sich entscheiden. ¿ Sie können es schaffen ¿ sich zu befreien. Sagen Sie einfach die Wahrheit rät ihr ein Vertrauter. Doch Korede lässt diese Chance verstreichen. Sie bleibt der Schwester Hüterin. Die begrüßt zuhause da schon den nächsten Liebhaber!
Es waren zwei Schwestern.