Ungewöhnliches Setting, interessante Charaktere, rasante Handlung, jede Menge Wendungen und Überraschungen, irre Spannung bis zum Zerreißen und viele Rätsel - so könnte eine absolute Kurzfassung des genialen Thrillers von Karsten Krepinsky lauten.
Der Prolog beginnt mit einer Frau, die scheinbar den Kampf gegen den Tod verliert. Oder steckt sie in einem üblen Alptraum gefangen und wünscht sich nichts mehr, als endlich aufzuwachen?
Die glücklichen Gewinner der GC-Firmen-Lotterie befinden sich auf dem Flug zu einer Yacht namens "Love One" im Nordatlantik, um dort eine traumhafte Zeit zu verbringen. Stattdessen stürzt ihr Hubschrauber unversehens ab und die 6 Gewinner samt Pilot befinden sich plötzlich auf der Plattform einer Bohrinsel wieder. Nach dem ersten Schock machen sich die 3 Frauen und 4 Männer auf die Suche nach der Mannschaft und Hilfe. Doch da ist niemand! Einsam und verlassen scheint die Bohrinsel zu sein und sie sitzen fest. Da verschwindet eine der Frauen und auf der Suche nach ihr, entdecken sie nicht nur Blut ¿ Was geht hier vor sich? Sind sie wirklich alleine mitten im Atlantik ohne Hoffnung auf Rettung?
In seinem Thriller bietet Karsten Krepinsky alles auf, was ein nervenaufreibendes Buch ausmacht. Sein Schreibstil zeichnet sich durch bildhafte Beschreibungen aus und treibt die Geschichte in einer Geschwindigkeit voran, dass ein wahrhaftiger Sog entsteht. Ich hatte keine Chance, dem zu entgehen - nicht, dass ich es wollte. Die mysteriöse, augenscheinlich verlassene Bohrinsel mitten im Atlantik als Handlungsort ist alleine schon ein riesiger Spielplatz für schreckliche Szenen und ein Entrinnen nicht möglich. Es erinnert mich an einen Escape Room. Nur dass mein Team und ich damals weder in Lebensgefahr waren, noch von einem skrupellosen und brutalen Killer gejagt wurden. Die ganze "Bohrinsel" gleicht einer schaurigen Kulisse für einen bizarren Horrorfilm. Es tun sich immer neue Rätsel auf und doch wurde ich ständig vom Autor in die Irre geführt.
Dazu kommen noch ganz unterschiedliche, authentisch beschriebene Charaktere, die sich erst im Laufe der Geschichte kennenlernen und dazu verdammt sind, zusammenzuhalten. Die kurzen "Auflüge" in die Vergangenheit der Gejagten sind so verfasst, dass nur winzige Details zu erahnen sind und es noch lange kein ganzes Bild gibt. Eine Auflösung und das Motiv hinter den schrecklichen Ereignissen gibt es definitiv erst zum Schluss. Eine große Portion Grusel, Überraschungen und Wendungen führen die/den Leser/in immer wieder auf falsche Fährten, die sich dann als Sackgassen herausstellen. Von Schnappatmung über Grusel bis Gänsehaut und kalten Händen reichte die Bandbreite meiner "Symptome". Als begeisterte Thrillerleserin will das etwas heißen - mit der Zeit wurde ich schon abgebrühter. In diesem Fall half es nichts!
Die kurzen Kapitel trieben mich durch die Geschichte und wie erwartet, ließ die Spannung nicht lange auf sich warten. Karsten Krepinsky geht recht schnell ans Eingemachte und es mangelt ihm nicht an schräger, erschreckender Fantasie, die er im Laufe des Buches immer mehr auf die Spitze treibt. Und so manches grausame Bild bekomme ich durch die recht anschaulichen Beschreibungen und dank meiner großen Vorstellungskraft so schnell nicht aus dem Kopf. Sogar unter meinem Bett hab ich einmal nachgesehen. Frau weiß ja nie, was sich da so versteckt - außer eines kleinen Katers.
Vom Cover über den Titel bis hin zum Zitat von Lex Lovenberg ist dieser Thriller unglaublich gut gelungen. Ich bin total begeistert und da fällt mir die Sternevergabe sehr, sehr leicht.
Ein herzliches Dankeschön möchte ich noch dir, Karsten, aussprechen. Du hast dir viel Zeit für uns Leser/innen genommen und warst stets in der Leserunde präsent. Das finde ich klasse und ist nicht selbstverständlich für mich. Da ich schon einige Leserunde bestritten habe, weiß ich die Beteiligung der Autoren/innen sehr zu schätzen. Es gibt nicht viele, die sich die Zeit nehmen und auf die Anmerkungen in der Leserunde eingehen. Herzlichen Dank für die tollen, nervenaufreibenden Lesestunden!