Wie so viele Kinder bin auch ich mit Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Madita und Co. aufgewachsen - allesamt Geschichten, aus der Feder von Astrid Lindgren.
Doch wer steckt eigentlich hinter der Person, die überwiegend heitere Bücher und starke Kinder-Charaktere schuf?
Manche Romanbiografien erzählen nur von ein paar Lebensjahren einer Person, was ich häufig schade finde.
Als ich den Film Astrid (2018) gesehen habe, war ich enttäuscht, dass die Handlung hauptsächlich von 1925 bis 1930 spielt und damit sehr viel aus Lindgrens Leben auslässt!
Umso erfreuter war ich, dass diese Romanbiografie 1912 beginnt (Astrid ist zu diesem Zeitpunkt 5 Jahre alt) und erst 2002 mit ihrem Tod endet. Damit hat man hier natürlich eine viel größere Zeitspanne zur Verfügung. Zwar gibt es dadurch auch ein paar zeitliche Aussparungen (die Autorin erklärt später, dass sie nicht so viel hinzuerfunden wollte - was ich ehrlich gesagt gut finde!), was mich aber nicht gestört hat. So erfährt man auch ein wenig über die Kindheit von Astrid, aber auch über die Zeit, als sie ihre ersten Bücher veröffentlicht, im Verlag arbeitet, ihre Bücher verfilmt werden und als diese den Weg nach Deutschland finden. Genau das hatte ich mir erhofft!
Besonders eindrücklich fand ich, dass Astrids Familie zunächst keine Bücher besitzt. Bücher sind für sie große Kostbarkeiten .
Doch Astrids Interesse an Geschichten wächst, sie liest und schreibt gerne. Und ihr Lehrer prophezeit ihr eine Laufbahn als erfolgreiche Schriftstellerin.
Als später Astrids Tochter sehr krank wird, wünscht diese sich eine Geschichte über Pippi Langstrumpf und Astrid beginnt zu schreiben und zu erzählen
In manchen Zeiten scheint das Schreiben für sie auch eine Art Flucht aus der Realität zu sein: Wenn sie schrieb und sich Personen ausdachte und sie reden ließ, vergaß sie den Kummer(...). Solange Astrid an der Schreibmaschine saß und tippte, war der Schmerz wie ausgeschaltet.
Dass Astrids Leben nicht nur aus Friede, Freude, Eierkuchen besteht, wird in diesem Buch deutlich. Sie hat einige Schicksalsschläge zu verkraften und in manchen Zeiten hadert sie mit dem Leben.
Besonders schmerzt es zu lesen, wie ihre strenggläubige Mutter sich für ihre Tochter schämt und sie mit 18 Jahren aufgrund ihrer ungewollten Schwangerschaft ( Sünde ), vor die Tür setzt. Keine einfache Zeit für Astrid, die nun auf sich allein gestellt ist.
Später hätte ich sie gerne geschüttelt, um sich von ihrem Ehemann nicht alles gefallen zu lassen.
Man kann gar nicht anders, als mit Astrid mitzufühlen, sich mit ihr zu freuen, aber auch mit ihr zu trauern und sich zu fragen, was die Zukunft noch bringen mag.
Immer wieder wurden Sequenzen eingestreut, die Rückschlüsse darauf zuließen, wo sich Astrid Inspiration für ihre Bücher geholt haben könnte, was ich mit großem Interesse verfolgt habe.
Auch der Schreibstil hat mir sehr zugesagt. Da waren zahlreiche wundervolle Textstellen dabei, die ich mir unbedingt herausschreiben musste.
Weitere Informationen zum Buch und zu Lindgrens Leben bekommt man außerdem im Nachwort der Autorin sowie innerhalb des ausführlichen Anhangs (enthält u. a. eine übersichtliche Zeittafel vom Leben der Autorin, Listen von Personen und Orten, mit denen Astrid Lindgren zu tun hatte, sowie Fotos und ein Glossar).
FAZIT: Für mich war dies eine ausgesprochen lesenswerte Romanbiografie, die mich absolut begeistern konnte! Trotz der Romanform erfährt man viel über das Leben von Astrid Lindgren, was sie für eine Person war und wie sie zum Schreiben kam, ohne dass man das Gefühl bekommt, dass zu viel hinzuerfunden wurde. Ein Buch, das ich euch von Herzen empfehlen kann, wenn ihr euch für Astrid Lindgren interessiert oder mit ihren Büchern aufgewachsen seid! 5/5 Sterne!