Dieser Krimi von Lutz Kreutzer hat mich bis zum Schluss gefesselt. Die beiden Handlungsstränge, der aus 1956 und der aus der Gegenwart wechseln sich regelmäßig ab und verraten die Hintergründe der aktuellen Verbrechen.
Worum geht¿s?
Josef Straubinger, KHK aus Bayern, wird, nachdem er einen Taxifahrer geohrfeigt hat, in die Polizeihauptwache Süd in Stolberg strafversetzt. Da es nicht das erste Dienstvergehen war und der Taxler außerdem über eine einflussreiche Verwandtschaft verfügt, muss er nun im Keller der Stolberger Dienststelle Akten schlichten. Als er auf den sogenannten "Giftschrank", also ungeklärte Fälle stößt, fällt ihm eine extra dünne Akte namens "Hürtgenwald" in die Hände.
Mit dem untrüglichen Instinkt für Schwierigkeiten geht er den dürftigen Informationen nach und landet prompt in verwirrenden Sumpf von Mord, Intrigen, Vertuschung und NS-Gedankengut.
Meine Meinung:
Dieser Krimi hat mich, wie schon erwähnt, in den Bann gezogen. Ich habe ihn in einer Nacht gelesen. Schon der historische Schauplatz, der Hürtgenwald ist gespenstisch, denn dort haben sich die US-Army und die deutsche Wehrmacht zwischen Oktober 1944 und Februar 1945 drei erbitterte Schlachten geliefert. Am bekanntesten ist wohl die "Allerseelenschlacht", die vor allem für die Soldaten der US-Army letal ausging.
Das Territorium ist auch 1956 noch vermint und regelmäßig werden Überreste von gefallenen Soldaten gefunden, wie wir aus den Rückblicken des kleinen Jungen erfahren, der mit seiner Mutter zum Pilze suchen unterwegs ist, obwohl das wegen der nach wie vor explosiven Kriegsrelikte verboten ist.
Wie die Ereignisse von 1956 in die Gegenwart spielen und mit der Akte aus dem Giftschrank zusammenhängen, wird stückchenweise durch die akribische Recherche von Josef Straubinger enthüllt. Dabei verbeißt er sich derart in den Fall, dass ihm zusätzliche Minuspunkte ziemlich egal sind.
Die Charaktere, allen voran natürlich Straubinger, sind authentisch gezeichnet. Straubinger ist mir in seine Unangepasstheit sehr sympathisch. Die Dorfbewohner und ihre Geheimnisse sind detailliert beschrieben. Als Leser kann man hier gut mitleben.
Gut gefallen hat mir der Exkurs in die analoge Fotografie. Ganz nebenbei und unterschwellig erfahren Straubinger und die Leser, wie man früher Fotos entwickelt hat.
Fazit:
Obwohl es hier keine wilden Verfolgungsjagden, sondern eher mühsame Polizeiarbeit gibt, hat mich der Krimi bis zur letzten Seite gefesselt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.