Ravenhurst

Keine Frage, der Roman war spannend, emotional und von mystischer Schönheit. Der Titel "Ravenhurst" klingt bereits nach mehr und zusammen mit dem Cover verführt es einen zum Zugreifen - selbst, wenn man sonst in einem anderen Genre unterwegs ist. Ich habe den Roman verschlungen. Eine schöne Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen, einem unterschwelligen Verdacht, der die Protagonistin an ihrer Liebe zweifeln lässt. Das Ende war unerwartet, aber ich will nicht spoilern. Leider von einigen Rechtschreibfehlern begleitet, die bei einem professionellen Lektorat und Korrektorat hätten auffallen müssen. Da ich den Roman in einer kostenlosen E-Book Aktion erwarb, machte es mir nicht viel aus, aber wenn ich für nicht mal 200 Seiten fast 8 € zahlen soll, ist das schon ärgerlich. Daher zwei Sterne Abzug. Trotzdem gebe ich eine Leseempfehlung und hoffe, die Autorin lässt den Roman noch mal korrigieren und dreht beim E-Book an der Preisschraube.

Zum Inhalt: Nachdem sich ihr Vater wegen Spielschulden das Leben genommen hat, steht Lady Eleonore vor dem Nichts. Da kommt das verlockende Angebot des attraktiven und reichen Dorian Graves im richtigen Augenblick: Falls sie ihn heiratet, ist ihr Elternhaus seine Morgengabe. Leider entpuppt sich Dorian als kalter Fisch, sein Landsitz Ravenhurst jagt Eleonore Angst ein. Und dann sind da noch die verschwundenen Frauen... Mein Eindruck: Diese Gothic Novel ist ein Herz-Schmerz-Roman erster Güte. Unsere Protagonistin (und Ich-Erzählerin) muss mannigfaltigen Unbill ertragen, bevor sie das kalte Herz ihres gutaussehenden Gatten zum Schlagen bringt. Die Geschichte wird dabei von der Autorin Sandra Bäumler sehr kurzweilig und mit dem gewissen Hauch von Nebel und Verdammnis erzählt, der einer Story aus dem viktorianischen England fast so gut steht, wie die kostbaren Gewänder einer reizenden Lady. So lange Dorian sich abweisend benimmt, schwelgt man wunderbar in Gefahr und düsteren Bildern, doch der Kniff, den sich die Autorin für seine Veränderung ausgedacht hat, überzeugt leider nicht und dann landet die Story lange leider in der "Oh Gott, ist er nicht wundervoll"-Kiste, bis das Geheimnis gelüftet wird. Was richtig gut gefällt, ist die Erklärung, die sich die Autorin für den ganzen Spuk ausgedacht hat (einige Ungereimtheiten in Bezug auf die sehr bildhaft geschilderten, fleischlichen Erfahrungen einer Jungfrau seien einmal dahingestellt) und bis zwei Zeilen vor Schluss ist diese Erklärung brillant. Leider folgt dann ein Twist zu viel, der genau diese Erklärung ad Absurdum führt. Schade. Mein Fazit: Ein weiter Bogen von brillant bis trivial in einem Buch