Es geht hier darum, dass wir ein Stück weit alle Anerkennung wollen, wichtig sein wollen und gesehen also alle ein Stück weit narzisstisch sind, um so unseren Platz in der Gruppe und der Welt zu behaupten. Denn nur so können wir überleben. Es gibt demnach auch den gesunden, reifen Narzissmus, auf den schon Sigmund Freud hingewiesen hat und den wir bei kleinen Kindern beobachten können, die ja noch sehr ungeniert, gerne im Mittelpunkt stehen. Ein reifer Narzissmus mit Selbstironie, ob des eigenen Geltungswillen, entspricht einem gesunden Selbstwertgefühl - und dem gegenüber steht der unreife, kranke Narzissmus, der zu viel Geltung für sich beansprucht, auch wenn man nicht mehr drei Jahre alt ist. Hier wird klar: Narzisstische Störungen sind psychische Fehlentwicklungen, weil sich kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln kann. Frau Ohana erklärt hervorragend, wie der Narzissmus in die Welt kam, wie er mit unserem Bewusstsein in der Evolution aufgetaucht ist, unseren freien Willen und unser Planen für unser eigenes besseres (Über) Leben bestimmt und auch in seiner individuellen Ausprägung von unserer Kultur bestimmt wird. Denn der Mensch mit seinem Lebenswillen geht weit über andere Lebewesen hinaus, weil unser menschliches Gehirn erst in der Kindheit heranreift. So sind es unsere Eltern und ihr Umgang mit uns, die uns zu gesunden, reifen oder ungesunden, kranken Narzissmus machen, die unser Gehirn und unser Selbstwertgefühl prägen. Von diesem hervorragenden Buch kann man sehr viel lernen - für ihre eigenen Reifeprozesse, den eigenen Umgang mit Erwartungen und Sehnsüchten und im Umgang mit unreifen Narzissten.