In dem Buch True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht, werden von Frau Hausmann insgesamt elf verschiedene Fälle, die sich allesamt im Ausland zugetragen haben, behandelt. Einer davon ist besonders intensiv durch vielfältige Darstellungsweisen hervorgehoben. Insgesamt werden alle Fälle relativ neutral beschrieben, aber so in Romanform verfasst, dass es sich natürlich lesen lässt. Wenn sich Verbrechen ereignen, so ziehen sich Ermittlungen und die Lösung der Taten oftmals über mehrere Wochen, manchmal sogar Jahre hin. Frau Hausmann gelingt es geschickt die Geschehnisse und Entwicklungen so zu raffen, dass es keine langatmigen Stellen gibt und mir oft vor Fassungslosigkeit der Mund offenstand.
Der Aufbau des Buches True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht, gefällt mir gut. Neben den einzelnen Fällen gibt es themenbezogene Interviews mit verschiedensten Personen. Diese ermöglichen eine objektive Einordnung in die Realität und bietet zusätzlich nützliches Wissen. So finde ich es zum Beispiel sehr interessant, was genau das Stockholm-Syndrom ausmacht und welche verschiedenste Abstufung es gibt. Auch der Hilfeaspekt wird hier beleuchtet. Es gibt Tipps, wie der Umgang mit einem Stalker gelingen kann und diverse Hilfe-Telefonnummern.
Sehr faszinierend finde ich auch die Erklärungen diverser Thriller Autor*innen, warum sie über die Abgründe der menschlichen Seele schreiben.
Besonders gut gelungen empfand ich die Tagebucheinträge von Frau Hausmann. Hier lässt sie mich an ihren Gedanken und Emotionen teilhaben. Auch der Punkt, was die Recherche zu True Crime mit ihr als Menschen macht, finde ich interessant. Hauptsächlich erfahre ich aber, wie sehr sie der Fall von Phoebe Handsjuk vereinnahmt hat. Während bei allen anderen Verbrechen eine gewisse Neutralität in der Darstellung spürbar ist, schimmern bei diesem ungeklärten Fall die Emotionen durch. Auch ich kann mich bei dieser intensiven Betrachtung der mysteriösen Umstände des Todes von Phoebe Handsjuk nicht einer gewissen emotionalen Berührung erwehren. Ich ertappte mich dabei, wie mich die Ereignisse nicht mehr loslassen und mir ebenfalls diverse Fragen dazu durch den Kopf schießen.
Das Interesse an True Crime ist im Verlauf der letzten Jahre immer weiter gestiegen. Frau Hausmann versucht sich in ihrem Buch True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht auch dieser Seite anzunähern, indem sie versucht zu beleuchten, warum die Menschen so ein Wissensdurst danach entwickelt haben. Gleichzeitig probiert sie anhand ihrer ausgewählten Fälle darzustellen, was True Crime eigentlich alles ist. Besonders mag ich, dass dies Frau Hausmann gelingt, ohne Effekthascherei und mit einem hohen Maß an Feingefühl gegenüber der Angehörigen zu transportieren. Sie verschweigt nicht das Leid der Menschen, die unmittelbar von diesen Verbrechen betroffen sind. Im Gegenteil, Frau Hausmann zeigt auf eine sehr direkte Art, dass die Tat nicht nur das Opfer betrifft, sondern dass die Nachwirkungen viel größere Wellen zieht und all jene trifft, die unmittelbar davon ebenfalls getroffen werden.
Mir gingen die einzelnen Fälle auf unterschiedlichste Weise nahe. Nicht alles sind Morde und es gibt auch zwei ungeklärte Verbrechen. Hier möchte ich aber eine Warnung aussprechen: Wer den Podcast von Romy Hausmann hört, wird hier auf bekannte Fälle stoßen. Einen Hinweis am Anfang des Buches würde ich gut finden.
Einen kleinen Kritikpunkt möchte ich an dieser Stelle noch loswerden. Den Untertitel Was den Menschen zum Mörder macht, finde ich schlecht gewählt. Im Grunde wird das überhaupt nicht thematisiert, weil die Fälle aus der Perspektive der Betroffenen beleuchtet wurden. Natürlich war mir bei dem ein oder anderen Verbrechen schon das Motiv des Täters klar, aber damit ist die Frage, was genau die Person nun zum Mörder macht, nicht hinreichend geklärt.
Kurzbiografien der Interviewpartner und Thrillerautor*innen am Ende des Buches runden Was den Menschen zum Mörder macht, stimmig ab.
Fazit:
Ein Buch, dass Fälle von verschiedensten Blickpunkten beleuchtet und auf aufzeigt, was True Crime alles sein kann.