Der Prolog ist ein genialer Einstieg in dieses Buch. Er wird mich bis zum Ende hin gedanklich begleiten, denn er ist nicht nur eine Vorschau auf das, was mich erwarten wird, sondern lässt unheimlich viele Fragen in meinem Kopf aufpoppen.
Als Nächstes lerne ich Millie kennen. Sie ist die Icherzählerin in dieser Geschichte und hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Ich erfahre nur wenige Details über sie und das bisschen, was mir Freida McFadden gestattet zu wissen, wirft weitere neugierige Fragen in mir auf. Auf jeden Fall ist mir Millie sofort sympathisch und ihre Bemühungen, an den aus ihrer Sicht perfekten Job zu gelangen, sind eindrücklich beschrieben.
Ein bisschen habe ich das Gefühl, ein Déjà-vu zu haben. Denn es gibt durchaus Parallelen zu Geschichten mit ähnlichem Plot. Hier habe ich mich besonders an Hinter diesen Türen von Ruth Ware erinnert gefühlt. Dennoch ist Wenn sie wüsste ganz anders.
Wenn sie wüsste wird ausnahmslos in der Ich-Perspektive erzählt und das beschriebene Setting ist zwar schlicht, aber bemerkenswert inszeniert. Zudem verliert sich Freida McFadden nicht unnötig in Details, was eine rasche Entwicklung der Handlungen ermöglicht.
Das Charaktersetting ist grandios ausgearbeitet. Die Akteure sind übersichtlich, was dafür sorgt, dass die einzelnen Persönlichkeiten viel Tiefe erhalten haben. Zudem spielt hier die Autorin gekonnt mit meinen Gefühlen für die Figuren. Gleichzeitig kommt auch der Psychoterror, der Millie widerfährt, so richtig gut zur Geltung und bringt meine Emotionen zum Brodeln.
Mit ihren überraschenden Wendungen sorgt Freida McFadden für reichliche Spekulationen beim Lesen. Manchmal komme ich schon vorher hinter den angestrebten Plot Twist, was aber das Lesevergnügen kein bisschen schmälert.
Die Atmosphäre in Wenn sie wüsste ist sehr dicht. Durch verhängnisvolle Entscheidungen und unheilvolle Augenblicke entsteht eine bedrohliche Spannung, die beinahe zum Greifen nah ist. Ich möchte Millie Warnungen zu rufen, die sie wohl aber genauso wenig erhören würde wie die vom Gärtner Enzo. Es ist richtig spürbar, wie sich langsam der Showdown zusammenbraut. Das Ende kann ich kaum erwarten. Mir fehlt die Fantasie, wie es enden könnte und so ist es kein Wunder, dass mich das Finale völlig begeistert. Selbst als es schon scheint, dass alles vorbei ist, schafft es Freida McFadden, mich sprachlos zu machen.
Fazit:
Von der ersten bis zu den letzten Seiten ein sauber ausgeklügelter Psychothriller, der zwar von der Grundidee her nicht neu, aber mit seiner Umsetzung definitiv zu überzeugen weiß. Wer gut kombiniert, der kommt hinter manche überraschende Wendung, aber das schmälert diesen rasanten Lesegenuss meiner Meinung nach kaum.