Bertolt Brecht (1898-1956), einer der groß en Dramatiker des 20. Jahrhunderts, entwickelte um 1930 gemeinsam mit namhaften Kü nstlern wie Kurt Weill, Paul Hindemith und Hanns Eisler das avantgardistische Konzept des Lehrstü ckspiels fü r Laien, die sich durch eigenes Spielen aktiv und kö rperorientiert mit Problemen ihrer Zeit auseinandersetzen sollten. Seit der "Maß nahme" waren Lehrstü cke jedoch politisch verpö nt und als schlechte Literatur diskreditiert, die von Brecht erhofften Selbstreflexionen der Laienspieler galten eher als unerwü nscht.
"Die Ausnahme und die Regel" ist, soweit zu sehen, das weltweit am hä ufigsten gespielte Lehrstü ck. Bisher war allerdings nur die letzte Version "Stü ck fü r Schulen" bekannt; eine Kompromissfassung ohne Chö re. Als eine der wenigen textkritischen Brecht-Ausgaben macht der hier vorliegende Band die Entwicklung des Stü cks vollstä ndig transparent: vom "Schaustü ck" zum "Lehrstü ck" und zum "Schulstü ck". Die eigentliche "Lehrstü ck"-Fassung mit einem "linken" und einem "rechten" Chor wird hier erstmalig vorgestellt.