Auch in diesem Band erfährt man wenig über die genauen Regelungen des Testaments, die dieses Mal Magnus ins Schwitzen bringen. Und auch weitere Feinheiten, z.B. durch welche Manöver er plant, an Zoeys Haus zu gelangen, bleiben im Unklaren. Und es bleibt am Ende auch im Dunklen, wie die beiden zu ihrer jeweiligen Einsicht gelangt sind und was nun die genaue Lösung für ihren Interessenskonflikt ist. Das geht alles auf einmal so schnell und wird nur sehr oberflächlich erklärt. Hier stellt man sich langsam die Frage, ob die Autorin keine Lust oder Zeit hatte, sich mit den Rechts- und Finanzthemen auseinanderzusetzen oder ob sie es ihren Leser:innen nicht zutraut, diesen Themen zu folgen. Da aber auch in diesem Band, die Backstory der Charaktere wieder sehr dünn ist, schätze ich, dass es einfach nicht das Konzept der Autorin ist, tiefschürfende Gedanken zu wälzen. Meine Empfehlung wäre hier, dann eine anspruchslosere Rahmenhandlung aufzubauen, so dass sie nicht Gefahr läuft ihre Leser:innen unbefriedigt zurückzulassen.
Was wiederum auch in diesem Band sehr gut funktioniert, ist die Liebesgeschichte zwischen den beiden. Diese wird wieder sehr gut nachfühlbar und prickelnd erzählt. Durch eine leichte Ausprägung des forbidden love-Tropes, da er ja ihr Angestellter ist, bekommt das Ganze eine wunderbar sehnsüchtige Note.
An dem Charakter, Zoey, hat mich einiges genervt: Die völlig unmotivierte Art von Zoey permanent ihre Bücher und Kekse zu verschenken. Sie kann ihre Rechnungen nicht bezahlen und verschenkt ihre Produkte sogar an Menschen, die sie bezahlen könnten. Oder sie setzt bewusst pauschal viel zu niedrige Preise bei den Büchern an. Dann wiederholt sie ständig völlig zusammenhangslos, dass sie für die richtigen Gründe, das Haus und den Laden verkaufen würde. Und die richtigen Gründe wären, mit dem Geld jemand anderem zu helfen. Ich vermute, dadurch soll ihr Gutmenschentum illustriert werden. Das kommt jedoch etwas plump daher und wirkt auf mich auch eher so, als ob sie vollkommen geschäfts- und lebensuntüchig ist. Wie soll sie sich um andere kümmern, wenn sie nicht mal für sich selbst sorgen kann?
Weiterhin schwingt sie die ganze Zeit die moralische Keule gegen das Geldverdienen. Es fällt mir schwer, mich mit diesem sehr einfachen Moralkodex zu identifizieren: Reiche sind schlecht, Arme sind gut. Und ich denke, da würde es schlagkräftigere Argumente gegen das Projekt von Magnus geben. Der Fairness halber sei gesagt, dass manche davon auch noch eingebracht werden. Schade nur, dass diese nicht wirklich in dem Buch diskutiert werden, denn das Thema ist ja durchaus ein heißes in Städten und würde viel Stoff bieten, sich auch intellektuell damit auseinanderzusetzen. Ein weiterer Beleg, dass das Buch auf Leichtigkeit ausgelegt ist.
Auch genervt hat mich Zoeys ständig geäußerte Annahme, dass Magnus ein guter Mensch sei ohne jegliche Beweise. Hier soll vielleicht der Druck des Doppellebens auf Magnus spürbar werden. Mir kommt das jedoch sehr künstlich vor und es verfehlt bei mir auch die Wirkung.
Lustig ist wieder die Bromace zwischen den Brüdern.
Und auch dieser Band ist wieder wundervoll gelesen von Till Beck und Emilia Schwarzfeld.
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Kategorisierung
Romance-Sub-Genre: Contemporary
Altersgruppe der Hauptfiguren: Adult
Plot-Trope: Boss-employee, Enemies to lovers, Forbidden love, Millionaire, Secret identity, Sworn off a relationship
Setting-Trope: Literature, Office, Upper Class
Geschlechterkonstellation: Hetero
Beziehungsstruktur: Monogam
Spannung: Leicht
Psychologische Tiefe: Oberflächlich
Glaubwürdigkeit: Unglaubwürdig
Sympathiefaktor der Hauptfiguren: Sympathisch
Humor: Teils teils
Klassisches Rollenmodell: Teils teils
Anzahl Spicy Szenen: 3
Spielart Spicy Szenen: Vanilla
Explizitheit Spicy Szenen: Oberflächlich
Originalität der Erzählweise: Teils teils
Erzählperspektive: Wechselnde Ich-Erzähler:innen