Cover & Klappentext
Wie schon in Band eins ist das Cover recht einfach gehalten. Der Fokus wird auf die Abbildung gelenkt, die hier auch zum Inhalt sowie zu Teil eins passt. Der Klappentext wiederum war für mich weniger relevant, da mich der Auftakt wirklich begeistert hat, sodass für mich klar war, auch die Fortsetzung zu lesen.
Unabhängig davon macht der Text aber neugierig auf mehr, obwohl er zum Teil etwas schwammig wirkt.
Meinung
Aufgrund des ersten Bandes bin ich mit einer recht hohen Erwartungshaltung an diesen Band herangegangen.
Nachdem Zahru die Querung überlebt hat, hat sie genug von Abenteuern, während Jet sich auf einen herannahenden Krieg vorbereiten muss. Sie versucht sogar zu ignorieren, dass sie das Zeichen der Götter trägt. Doch als Kasta überraschend zurückkehrt, ebenfalls mit dem Zeichen versehen, kann sie es nicht länger verheimlichen. In einer Probezeit müssen nun beide beweisen, ob sie über ihre Unstimmigkeiten hinwegsehen und zusammenarbeiten können. Gelingt das nicht, wird einer der beiden zum Ratgeber bestimmt.
Zahru unternimmt mit ihren Verbündeten alles, um zu verhindern, dass Kasta Mestrah wird, denn es ist nicht absehbar, was auf Orkena zukommt, wenn er erst einmal gekrönt wird. Doch sind ihre Gründe wirklich so uneigennützig?
Auch hier verleiht Zahru dem Großteil der Geschichte ihre Stimme. Da ich ihre Art von Anfang an ansprechend fand, fühlte ich mich schnell wieder mit ihr verbunden. Doch das hielt nicht lange an. Ihre erweiterten Kräfte, ihre entstandene Macht, ihr beginnendes Ansehen, ihr neues Leben, fordern einen Tribut. Nach und nach beginnt Zahru, sich zu verändern. Das ist natürlich notwendig, alles andere wäre unlogisch. Dennoch ist das ziemlich riskant, denn das sympathische und bescheidene Mädchen scheint nach und nach unterzugehen.
Wie sagte schon Voltaire? Aus großer Macht erwächst große Verantwortung. Und diese Verantwortung zehrt an Zahru. Jeder Tag ist eng getaktet, denn sie muss viel aufholen. Kasta hingegen ist auf seine zukünftige Rolle von Geburt an vorbereitet worden. Nebenbei versucht sie, Beweise gegen Kasta zu finden, denn er hätte bei der Querung an seinen Verletzungen sterben müssen, kommt aber unversehrt wieder zurück. Das lässt nur einen Rückschluss zu.
Dabei steigert sie sich immer weiter hinein. Das ist sehr anschaulich dargestellt worden. Insbesondere in diesen Szenen hat die Autorin geschickt mit dem Tempo gespielt, sodass man teilweise das Gefühl hatte, immer noch bei der Querung durch die Wüste zu sein. Dazu kommt die Paranoia, der Druck, der zunehmend auf ihr lastet: ihre Magie, die zu ihr flüstert, und das Gefühl unterzugehen. Ich konnte sie gut verstehen, entfernte mich aber mit jeder Veränderung immer weiter von ihr. Das könnte sogar gewollt sein, denn irgendwann ist man selbst völlig verwirrt. Ist Kasta wirklich der Bösewicht, für den Zahru ihn hält, oder hat er sich verändert? Hört er nicht auf ihren Rat und zeigt sich von einer ganz neuen Seite? Hält er nicht seine Versprechen? Kurzum, Zahru könnte sich einfach hineingesteigert haben, solange sie keine Beweise findet.
Außerdem gab es in Band eins eine Annäherung zwischen den beiden. Könnte es, nachdem er nun auch über Macht verfügt, nicht wieder aufflammen?
Wie auch im ersten Teil ist hier Jet an ihrer Seite. Obwohl ich ihn im ersten Band wirklich mochte, wurde ich hier misstrauisch. Aber womöglich lag das an der Macht Zahrus. Wie schon gesagt, irgendwann war ich sehr verwirrt. Das Ende hat ein wenig Klarheit gebracht, mich aber mit einem unheilvollen Eindruck, Zahru betreffend, zurückgelassen.
Die Autorin hat ihren flüssigen und entspannten Schreibstil beibehalten, jedoch auch die sehr langen Schachtelsätze, die nicht immer klar aufgingen.
Atmosphärisch und emotionsgeladen wird man in die Geschichte gesogen, begleitet von einem Druckgefühl, was kaum nachlässt. Nur in Momenten, in denen das Setting beschrieben wird. Dies wurde in Band eins besser umgesetzt.
Insgesamt konnte dieser Band durchaus überzeugen, trifft aber nicht ganz meine zugegeben sehr hohen Erwartungen. So gut die Veränderung von Zahru auch beschrieben wurde, distanzierte ich mich von ihr. Von der angekündigten Dreier-Geschichte war, wenn überhaupt, nur ein Hauch vorhanden. Dafür punktete die Autorin durch eine Verlagerung des Settings, indem sie keine Langeweile aufkommen ließ, denn auch dieses ist potenziell tödlich wie die Wüste, wenn nicht sogar tödlicher.
Fazit
Eine überraschende, facettenreiche Fortsetzung, die durch gute Spannungsbögen glänzt, den Leser mitfiebern lässt und dessen Vermutungen immer wieder durcheinanderwirbelt, mit hervorstechenden Protagonisten, die sich permanent weiterentwickeln, und einer herausragenden Handlung, die zeigt, wie Macht korrumpiert.
Von mir gibt es diesmal vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.