"Hm, ich denke, es kommt weniger darauf an, den geradlinigen Weg zu nehmen, als den kurvenreichen so zielstrebig wie möglich zu beschreiten."
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INHALT:
In einem Vorort Tokios, befindet sich verborgen hinter einer Allee aus Kirschbäumen und an einem Fluss gelegen, das Café Marble. Ein Geheimtipp unter seiner Stammkundschaft.
Seit zwei Jahren arbeitet Wataru dort. Er liebt diesen beschaulichen Ort, bedient seine Gäste stets zuvorkommend und hat hin und wieder den einen oder gutgemeinten Ratschlag für sie parat.
Heimlich schwärmt er für eine junge Frau, die er gedanklich "Kakao-san" nennt. Jeden Donnerstag bestellt sie bei ihm eine Tasse Kakao, schreibt Luftpostbriefe auf zartem Seidenpapier, träumt vor sich hin oder vertieft sich in englischsprachige Bücher.
Wataru begnügt sich weiterhin damit, sie zu beobachten ...
Asami, eine junge Mutter, besucht das Café, bevor sie ihren Sohn das erste Mal von der Kita abholt. Sie kämpft mit dem Gefühl, bisher zu viel vom Alltag ihres Kindes verpasst zu haben.
Ihr Mann hatte bisher den Haushalt und die Care-Arbeit übernommen. Plötzlich plagt sie das schlechte Gewissen ...
Die Erzieherin ihres Sohnes, Ena-sensei, erhält aufgrund ihres Nagellacks Beschwerden von den Eltern und wird von ihrer Vorgesetzten angewiesen, "Beruf und Vergnügen" strenger voneinander zu trennen ...
Yasuko, ihre Vorgesetzte, macht viele Überstunden und muss häufig Aufgaben mit nach Hause nehmen. Sie macht sich ihre Gedanken um ihren Job, Ehe und Zukunft und trifft sich im Café mit einer Freundin, die bald heiraten wird ...
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MEINUNG:
Es sind die Geschichten aus dem alltäglichen Leben, die einem in diesem Buch begegnen. Kleine Momente, die Autorin Michiko Aoyama hier oftmals bezaubernd und zart beschreibt.
Für mich ist es eine ruhige Lektüre zum Liebhaben, die einem mehrmals ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann.
Zuckersüß und authentisch beschrieben sind die wenigen Kinder, die in den Geschichten auftauchen.
Und auch der dezente Hauch an magischem Realismus hat mir zugesagt.
Immer wieder gibt es Szenen, die zum Wohlfühlen, und andere, die zum Nachdenken einladen.
Ideal, um es sich mit dem Buch gemütlich zu machen.
Die Kurzgeschichten sind aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, die aufeinander aufbauen und geschickt über unterschiedlichste Wege miteinander verwoben sind, was ich als äußerst gelungen empfunden habe.
Viele der Fäden laufen im und rund um das Café Marble sozusagen zusammen, wodurch die Lektüre geschmeidig abgerundet wird.
Als "Roman" würde ich das Buch dennoch nicht bezeichnen. Dies kann falsche Erwartungen bei den Lesenden schüren.
Eine falsche Erwartung, die ich jedenfalls vor der Lektüre hatte, war, dass das Buch lediglich in Tokio rund um das Café spielen würde. Titel, Cover und Inhaltsangabe hatten mir dies zuvor suggeriert.
Tatsächlich hätte ich mir das auch gewünscht.
Ab ca. der Hälfte der Seiten befindet sich der Handlungsort (bis auf eine Ausnahme am Ende) jedoch in Sydney. Diesen Ortswechsel hätte ich nicht benötigt. Manchmal ist weniger mehr.
Wie das bei Kurzgeschichten oftmals der Fall ist, fand ich manche Geschichten stärker als andere. Aber alles in allem haben sie mir gut gefallen.
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FAZIT: Insgesamt ein schönes, eher ruhigeres Buch, welches überwiegend zum Wohlfühlen, aber auch zum Nachdenken anregt. Mir haben die Kurzgeschichten, die äußerst gelungen miteinander verwoben wurden, immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.
Den Handlungsort hätte ich mir jedoch (passend zu Titel, Cover und Inhaltsangabe) auf Tokio oder zumindest Japan begrenzt gewünscht. Und manche Geschichten fand ich stärker als andere.
Von mir gibt es eine Empfehlung und 4/5 Sterne!