Zwei Jahre, nach dem Gereon Rath an der Schöndorfer Brücke mit Hilfe von Reinhold Gräf seinen Tod auch vor seiner Frau Charly vorgetäuscht und nach Amerika abgetaucht ist, kehrt er 1938 heimlich nach Deutschland zurück und findet ausgerechnet bei Konrad Adenauer in der Nähe von Bonn Unterschlupf.
Charly Rath arbeitet wieder im Detektivbüro Böhm, nachdem sie den Dienst bei der Kriminalpolizei quittiert hat. Heimlich trifft sie sich auf halber Strecke zwischen Berlin und Bonn mit Gereon. Die Ehe steht auf wackeligen Beinen.
Fritz Thalmann, der ehemalige Pflegesohn der Raths, ist nunmehr bei Sturmbannführer Rademanns Familie untergebracht, wo er zum strammen Hitlerjungen erzogen wird. Er wird verdächtig zwei HJ-Kameraden ermordet zu haben. Die Waffen, eine Pistole, die Fritz angeblich Rademann gestohlen hat und der HJ-Dolch mit seinen Initialen , wurden bei den Leichen entdeckt.
Weiters erhalten wir Einblick in die andere Familie Rath. Gereons Bruder Severin reist mit seiner Freundin Marion Goldstein, der Witwe von Abe Goldstein, aus Amerika nach Deutschland, um den Mörder ihres Mannes zu finden.
Zudem spielt auch Reinhold Gräf, Gereons Freund wieder eine größere Rolle. Allerdings balanciert er ebenso Gereon und Charly am Rande des Abgrunds, wenn auch aus anderen Gründen ...
Als in der Nacht vom 9. November 1938 jüdische Geschäfte und Synagogen in Brand gesteckt und die Juden verprügelt und getötet werden, ist beiden klar, dass ein Leben in Deutschland für sie beide nicht mehr möglich ist. Inzwischen ist es Gereon, der auf ein rasches Verlassen Nazi-Deutschlands drängt. Doch Charly hat noch einiges zu erledigen. Sie muss das Baby, das Hannah Singer kurz vor ihrer Ermordung geboren hat, finden, ist es doch Fritz Thalmanns Sohn.
Meine Meinung:
In diesem zehnten Band der Gereon-Rath-Reihe steuern die Protagonisten in unterschiedlicher Geschwindigkeit auf den Abgrund zu. Sei es, dass sie das Regime ablehnen und entfernt werden müssen, oder sei es, dass sie sich selbst in die Bredouille bringen wie Gräf, der für die SS Spitzeldienst leisten muss, um vorerst seine Karriere zu retten. Selbst der ehemals mächtige Kriminaldirektor Gennat ist mehr oder weniger kalt gestellt, denn Polizist wird nur mehr der, der Parteimitglied ist. Alle anderen werden unter mehr oder weniger fadenscheinigen Gründen entlassen. Da wundern sich dann viele, dass Charly Rath wieder in den Polizeidienst eintritt. So mancher schäumt vor Wut, aber gegen die Protektion von Hermann Göring, dem sie gemeinsam mit Gräf das Leben gerettet hat, ist schwer anzukommen.
Wie schon in den Vorgängern ist auch diesmal die politische Situation penibel recherchiert. Einige reale Personen haben ihren kleinen oder größeren Auftritt. Zudem fesselt der Autor seine Leser durch häufige Szenenwechsel und, führt alle Handlungsstränge zu einem großartigen Finale zusammen. Gleichzeitig entwirrt er einige, bereits über Jahre bestehenden komplexen Verstrickungen und Abhängigkeiten einzelner Charaktere.
Der Epilog lässt darauf schließen, dass es einen elften Band geben wird. Es ist zu befürchten, dass einige ihre Macht (weiter) missbrauchen werden, um ihre persönlichen Rachefeldzüge zu starten.
Fazit:
Gerne bewerte ich diesen zehnten Krimi aus der Gereon-Rath-Reihe mit 5 Sternen und einer Leseempfehlung. Ich rate, mit Band eins Der nasse Fisch zu beginnen.