Very Bad Widows

Von diesem Roman hatte ich mir viel erwartet. Sue Hincenbergs hat es dennoch geschafft, mich noch positiv zu überraschen! Bei diesem Buch hat mich schon die ,Verpackung' komplett überzeugt. Das Cover passt toll zum Titel, der Farbschnitt bringt die totale Sommerlaune und wenn man den Klappentext liest und einem klar wird, dass die ,sehr schlechten Witwen' noch gar keine Witwen sind, das aber demnächst ändern wollen, ist die Vorfreude komplett. Und dann beginnt man zu lesen und stellt fest, dass das Buch noch so viel mehr zu bieten hat. Gerade wenn man selbst schon längere Zeit verheiratet ist, kann man sich hier königlich amüsieren. Nebenbei bekommt man aber auch noch gleich einen Eheratgeber mitgeliefert. Vieles könnte einem auf den ersten Blick auch entgehen, Anspielungen, versteckte Witze, urkomische Parallelen, Ironie und absurde Verwicklungen. Da lohnt es sich, genauer hinzusehen. Dieses Buch ist wirklich ein kluger, witziger, böser, aber zugleich auch besonders liebevoller Roman und wider Erwarten eine Homage an langjährige Ehen und ihren Wert. Mir hat das Gesamtpaket jedenfalls sehr gut gefallen! Dass es sich dabei um ein Debüt handelt, kann ich kaum glauben, es wirkt von vorne bis hinten wunderbar stimmig komponiert und lässt eine sehr erfahrene Autorin vermuten, die ganz genau weiß, wie sie mit ihrem Leser ,spielen' muss.

Vier Paare, die seit drei Jahrzehnten befreundet sind, treffen sich regelmässig. Nun sind die Freunde über 60 und leise hat sich Unzufriedenheit eingeschlichen. Nicht in der Freundschaft zwischen ihnen, sondern in den jeweiligen Partnerschaften. Als einer der Clique stirbt, entdecken die Frauen, dass ihre Männer hohe Lebensversicherungen abgeschlossen haben. Und das, nachdem von den Männern das Geld in der Rentenkasse schon verzockt wurde. Marlene, deren Mann Dave gestorben ist, hat es gut. Sie bekommt die hohe Lebensversicherung ausbezahlt. Linda, Pam und Shalisa sehen sich am Ende ihrer finanziellen Sorgen und strecken die Fühler nach einem Profikiller aus. Dieser soll sie auf einen Schlag von ihren Sorgen und ihren Männern befreien. Die Autorin drückt hier genau den richtigen Punkt zwischen Krimi und bitterböser Satire. Schon auf den ersten Seiten erkennt man, dass die Geschichte morbide und der Humor rabenschwarz wird. Oft musste ich schmunzeln, teilweise ist die Handlung sehr amüsant. Einerseits sieht man den Frauen der Clique über die Schulter, wie sie ihren jeweiligen Ehemännern überdrüssig werden. Ein Highlight war für mich zum Beispiel eine Szene, in der sich Hank übrig gebliebenes Lieblingsessen seiner Frau Pam einverleibt. Herrlich komisch und ironisch! Andererseits ist man als Leser an der Seite der männlichen Protagonisten, die allerhand Kriminelles am Laufen und Angst vor Entdeckung haben. Nach dem Tod von Dave haben Larry, Andre und Hank nun Angst, dass Dave umgebracht wurde und sie auch bald ins Gras beissen müssen. Es geht turbulent zu und her und obwohl sieben überlebende Freunde gleichberechtigt bei der Handlung mitmischen, wird es nie unübersichtlich. Mit überraschenden Wendungen und skurrilen Nebenfiguren hat die Autorin zusätzlich für Lacher gesorgt. Dabei darf und soll man nicht alles so ernst nehmen. Die Figuren und die Handlung sind surreal, bieten jedoch gute Unterhaltung.