Ein Gemälde, das die junge Queen Victoria zeigt, ist möglicherweise eine Fälschung und könnte ein diplomatisches Chaos auslösen. Lennard Lomberg, Experte für Beutekunst, wird vom Royal Collection Trust nach London gerufen. Die Gutachterin Alexandra Cullen verschwindet spurlos und schnell wird klar: Es geht um weit mehr als ein Bild. Die Spuren führen zurück bis ins besetzte Paris und in die Bonner Diplomatie der 1960er-Jahre.
Wie schon in "Die Akte Madrid" steht auch hier weniger der klassische Kriminalfall im Fokus, sondern eine komplizierte Mischung aus Kunst, Geschichte und Politik. Storm verbindet reale Ereignisse auf gekonnte Weise mit Fiktion, wobei die Gegenwartsebene dieses Mal deutlich spannender ist. Die drei Zeitebenen - 1940, 1965 und 2016 - werden klar voneinander getrennt erzählt und werden am Ende zusammengeführt. Was zunächst komplex wirkt, ergibt nach und nach ein stimmiges Ganzes.
Der Stil bleibt zurückhaltend und präzise. Es gibt keine überzogenen Effekte, sondern eine dichte Atmosphäre, die von sorgfältiger Recherche lebt. Die Spannung entsteht dabei weniger durch Tempo als durch Erkenntnis und das langsame Entwirren der politischen und persönlichen Verstrickungen.
Lomberg zeigt sich auch dieses Mal als Vater, Partner und Ermittler. Die Figuren wirken glaubhaft und geerdet, gerade weil sie keine überzogenen Eigenheiten aufweisen. Auch die Nebenfiguren erhalten wieder viel Raum, was der Geschichte zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht.
Insgesamt ist "Die Viktoria-Verschwörung" ein klug konzipierter Roman über historische Schuld, politische Abgründe und die Spuren der Vergangenheit. Er ist anspruchsvoll, atmosphärisch und nichts für zwischendurch, aber unbedingt lesenswert.