"Not Quite Dead Yet" von Holly Jackson ist als Hardcover mit Schutzumschlag, tollem Farbschnitt und Lesebändchen bei Lübbe erschienen und bietet rasante Spannung und erschütternde Enthüllungen auf 480 Seiten!
In Woodstock, Vermont wird ausgiebig Halloween gefeiert und die Stimmung ist bestens. Als Jet Mason das Fest verlässt, wird sie, soeben zu Hause angekommen, dann plötzlich hinterrücks brutal niedergeschlagen. Jet überlebt den skrupellosen Anschlag und hat zwar zunächst keine nennenswerten Beeinträchtigungen, allerdings ist ihr Schädel gebrochen und es hat sich durch die Schläge ein Aneurysma gebildet, das sich nicht bzw. nur mit extrem schlechten Überlebenschancen operabel entfernen lässt und sie innerhalb von sieben Tagen töten wird...
Somit hat Jet jetzt ein Ziel: Sie muss ihren Mörder finden. Und die Zeit läuft, also beginnt eine rasante und gnadenlose Jagd voller Twists und Action.
Was muss es für ein Gefühl sein, wenn man nur noch eine Woche zu leben hat und in dieser Zeit (endlich) das Leben leben will, indem man Vieles tut, was man bisher versäumt hat. Und dazu noch den Mord an sich selbst aufklärt?!
Jet macht es uns vor und es ist schon beeindruckend, wie zielstrebig, straight und oft emotionslos sie dabei vorgeht. Sie hat eine ziemlich schnodderige Art an sich, die wenig Rücksicht auf Andere nimmt, was ich angesichts ihrer Situation aber sehr gut nachvollziehen kann.
Jet verlässt ihr Zuhause, da ihre Familie, besonders ihre Mutter, überhaupt nicht mit der aktuellen Lage umgehen kann und sie zu einer OP drängen will. Ihr Jugendfreund Billy, bei dem sie unterkommt, unterstützt sie in Allem, was sie zu unternehmen gedenkt, und ist ebenfalls ihre emotionale und moralische Stütze.
Und letztendlich findet sie nicht nur Denjenigen, der sie ermordet hat, sondern deckt noch weitere unaussprechlich abscheuliche Taten auf, die in ihrem Umfeld begangen wurden...
Oh ja, Holly Jackson kann schreiben! Die Lektüre ist packend ohne Ende, die Atmosphäre voller Energie, durchdrungen von bedrückenden und auch emotionalen Momenten , die Charaktere sind nahbar und authentisch und die Idee hinter dem Plot hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Was dem Lesevergnügen erstmal (und zwischendurch ebenfalls, wenn man sich davon nicht freimachen kann) massiv im Wege steht, sind insbesondere die leider recht zahlreichen absolut unrealistischen Handlungen, die Jet mit ihrer schweren und sich stetig verschlimmernden Kopfverletzung vollbringt - sie ermittelt nicht nur in ihrem eigenen Fall, sondern fährt Auto, schwingt den Vorschlaghammer, klettert, rennt etc...hat man sich aber davon freigemacht, dass das eigentlich nicht funktionieren kann, ist es ein großartiges, wahnsinnig fesselndes und mitreißendes Buch, das zu lesen mir einen Riesenspaß gemacht hat.
Allerdings kann ich auch diejenigen verstehen, die nicht über diese "schriftstellerischen Freiheiten" hinwegsehen können und darum von diesem Thriller enttäuscht sind - das muss wohl jede Leserin und jeder Leser für sich selbst herausfinden!
Dies ist übrigens Holly Jacksons erster Thriller für Erwachsene, den ich persönlich hingegen ebenfalls eher im Young Adult - Bereich sehe - was ich im Übrigen mindestens genauso gerne lese wie Lektüre für Erwachsene ;)
Selten ist es mir so schwer gefallen, mich zu entscheiden, mit wie vielen Sternen ich für ein Buch bewerten möchte - Nach dem Sprung über meinen Schatten fand ich es wirklich großartig, aber wegen der oben geschilderten Schwächen ziehe ich einen Stern ab und bewerte mit 4 von 5 Sternen!