Cover & Klappentext
Das Cover gefällt mir, obwohl es aufgrund der Farbgebung nicht sofort die Aufmerksamkeit fordert. Dafür überzeugen die Details.
Der Klappentext gibt nicht viel preis, was aber nicht stört. Die Aussicht auf Märchenneuerzählungen und der Name der Autorin haben gereicht, um mein Interesse zu wecken.
Meinung
Das Buch besteht aus zwei Novellen, die aber nicht nur Grimms Märchen als Grundlage nutzen, sondern noch viele andere. Das Ganze wurde zu Geschichten verwoben, die nicht mehr an die Ursprünge der Märchen erinnern.
Der Einstieg gelingt leicht, was unter anderem an dem tollen Schreibstil liegt. Für mich ist Scarlett St. Clair keine Unbekannte. Ihre Bücher sind immer ein kleines Highlight, weil sie weiß, mit Worten umzugehen. Ich verliere mich regelmäßig in ihren Formulierungen und ihrer bildgewaltigen, ausdrucksstarken Sprache.
Allerdings gab es insbesondere in der ersten Novelle einige Worte, die in meinen Augen nicht recht passten. Die Frage ist hier natürlich, ob es an der Autorin oder der Übersetzerin lag.
Beide Novellen werden aus zwei Sichtweisen erzählt, wobei der weibliche Part oftmals überwiegt. Der Leser wird mit den unterschiedlichsten Kreaturen konfrontiert, wobei Feenwesen den Hauptteil einnehmen. Wie in den gängigen Märchen ist nicht alles, wie es scheint. Gut gegen Böse. Schwarz gegen Weiß. Dunkelheit gegen Licht. Ein Märchen macht das Fehlen der Grautöne aus. Doch hier findet man sie, wenn auch in abgeschwächter Form. Manch ein Charakter ist eindeutig böse, ein anderer nicht. Aber alles endet mit einem Happy End.
Mir haben die Novellen gefallen, obwohl mich die starke sexuelle Komponente überrascht hat. Des Weiteren geht es zum Teil recht brutal zu. Nicht zuletzt deswegen sind die Märchen eindeutig nur etwas für Erwachsene. Dabei sei auch die Triggerwarnung erwähnt.
Wenn man es aber genau betrachtet, sind die herkömmlichen Märchen ebenfalls alles andere als harmlos. Hier wurde noch eine Schippe draufgelegt und alles etwas plastischer dargestellt.
Beide Novellen gehören zusammen. In ihnen versuchen sieben Brüder, mit ihrer wahren Liebe zusammenzukommen.
Der Aufbau ist ähnlich, auch wenn besonders die weiblichen Hauptprotagonisten sich in ihrem Wesen unterscheiden.
Das Tempo ist recht angenehm, auch wenn es die ein oder andere Länge gibt. Da aber immer wieder Spannungsbögen eingebaut wurden, bleibt man gern dran.
Aus Mountains Made of Glass von Scarlett St. Clair:
»Ein Name geht dir voraus, und ohne einen Namen bist du nichts.«
Dieser Ausspruch findet sich besonders in der ersten Novelle, zieht sich aber indirekt wie ein roter Faden durch beide Geschichten, und bedeutet nicht anderes, dass der wahre Name Macht hat.
Fazit
Wer Märchen-Adaptionen mag, wird auch hier glücklich. Den Leser erwarten Heldentum, Liebe, Spannung, Kampf, Flüche und natürlich ein Happy End.
Die Idee für diesen Märchen-Mix ist gelungen, obwohl ich die Befürchtung hege, dass Langeweile aufkommen könnte, wenn die Autorin den Aufbau in den folgenden Novellen nicht etwas variiert.
Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.