Wenn Ende gut, dann alles ist der erste Soloroman von Volker Klüpfel, den ein Millionenpublikum von der Kultreihe mit Kommissar Kluftinger her kennt, die er gemeinsam mit Michael Kobr verfasst. Es ist der erste Fall für Svetlana, die ukrainische Putzfrau, und Tommi, den Möchtegern-Autor.
Kurz zum Inhalt:
Tommi und Svetlana sind mit dem Wohnmobil unterwegs, als sie ein kleines Mädchen mutterseelenallein auf der Landstraße entdecken. Obwohl die Kleine von der Fürsorge betreut wird, lässt Svetlana das Schicksal des Kindes nicht in Ruhe. Resolut und beharrlich überzeugt sie auch Tommi davon, dass sie sich weiter um das Kind kümmern müssen. Je mehr sie nachforschen, desto rätselhafter, komplizierter und gefährlicher wird der Fall
Das Cover zeigt die Schlüsselszene des Krimis das Mädchen am Straßenrand und das Wohnmobil. Das Buch erschien 2025 im Penguin Verlag. Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten, lediglich nummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in Deutschland in der nicht näher festgelegten Gegenwart.
Als begeisterter Kluftiger-Fan war es für mich natürlich klar, dass ich dieses Buch lesen wollte. Leider sprang jene Sympathie, die ich stets für Kluftinger und sein näheres Umfeld empfand, nicht sofort auf Svetlana und Tommi über. Auch der Humor geht in eine andere Richtung. Bei Kluftinger sind es ja seine Hoppalas und sein Dialekt, die mich stets amüsierten. Auch wenn das holprige Deutsch Svetlanas Authentizität unterstreicht, so fand ich die fantasievollen Verballhornungen zwar eine Zeitlang witzig, aber aufgrund der Häufigkeit nervte es mich mehr als es mich unterhielt.
An Tommi, dem Möchtegern-Autor, hat mich seine lahme, energielose Art gestört, dieses Sich-hängen-lassen. Er ist so ein Loser-Typ. Er lebt quasi in den Tag hinein, hat zwar Roman-Ideen im Kopf, schiebt aber das ernsthafte Schreiben stets auf den nächsten Tag. Er verfügt über keinen festen Wohnsitz und haust im alten Wohnmobil seines Vaters, um den er sich auch zu wenig kümmert. Er ist so chaotisch und unorganisiert, dass er sogar für diese paar m2 eine Putzfrau benötigt, die im Übrigen sein Vater bezahlt, weil Tommi unter stetem Geldmangel leidet. Erst als er sich im Laufe der Handlung weiterentwickelt und so nach und nach Eigeninitiative zeigt, hat er bei mir Sympathiepunkte gesammelt.
Glücklicherweise gibt es Svetlana, nicht nur die gute Seele in Tommis Leben, sondern eigentlich die Seele des Buches. Sie ist eine Frau mit Hausverstand, Energie, Verantwortungsbewusstsein und dem Herz am rechten Fleck, sie raucht nur zu viel. Mit Nachdruck überzeugt sie Tommi davon, dass sie sich weiter um das Kind kümmern müssen. Ihrer Kombinationsgabe und Menschenkenntnis verdanken die beiden Hobbydetektive ihre Ermittlungserfolge.
Die eigentliche Krimihandlung, in der auch so einiges an Gesellschaftskritik steckt, insbesondere im Hinblick auf die Flüchtlingspolitik, entwickelt sich von Kapitel zu Kapitel. Dank Svetlanas Pfiffigkeit und Hartnäckigkeit fügt sich Puzzleteilchen zu Puzzleteilchen. Es findet sich die Mutter des Mädchens, eine ukrainische Journalistin, die fliehen musste, nachdem sie politisch unbequem wurde. Sie kam in Deutschland bei einem Unfall ums Leben. Unfall? Mord! Davon ist Svetlana überzeugt. Schließlich wird sogar Tommi vom Detektivvirus erfasst und er stürzt sich mit vollem Elan in die immer gefährlicher werdenden Recherchen. Auch wenn einiges etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt, übertrieben oder unrealistisch, spannend ist es allemal. Und so manche Auflösung erweist sich als genial, wie die der mysteriösen Nachricht Treffen mit B Risiko. Nach dem dramatischen Finale, wo der Mörder gestellt wird, lautet es auch für das kleine Mädchen: Ende gut, alles gut. Oder wie Svetlana eben sagt: Wenn Ende gut, dann alles.
Mein Fazit:
Die Krimihandlung fand ich spannend, wie sich die Zusammenhänge nach und nach klären, unerwartete Wendungen und neue Aspekte zum Umdenken zwingen, Svetlana und Tommi immer wieder neue Wege einschlagen müssen. Es fehlte nicht an Action und Gefahrenmomenten und es gab Raum zum Miträtseln. Nur bei den Protagonisten ist der Funkte noch nicht so recht auf mich übergesprungen. Vielleicht gelingt das beim Folgeband!? Vorerst vergebe ich 4 Punkte.