Im London der 20ziger Jahre beherrschen Clubs das Nachtleben im Vergnügungsviertel Soho. Dort treffen sich alle Schichten auf der Suche nach Ablenkung und spülen Geld in die Kassen der Betreiber. Nellie Coker ist die Königin von Soho . Sie ist schon lange im Geschäft, hat ein Gespür für das , was Geld bringt und verfügt über die notwendige Skrupellosigkeit. Das ruft Neider auf den Plan und Nellie muss sich ihrer Haut wehren, wenn sie nicht alles verlieren will. Sie hat sechs Kinder, die sich um einzelne Bereiche des Unternehmens kümmern müssen. Die eine hat Talent, der andere weniger.
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn nicht sicher war, ob ich tatsächlich einen Krimi lese. Aber mit jeder Seite wuchs die Spannung und die Neugierde zu erfahren, was weiter passiert, um am Ende festzustellen, dass es um Mord, Betrug und Rache geht. Also doch ein Krimi !
Die Autorin erzählt die Ereignisse in mehreren Erzählsträngen, die die Sichtweise unterschiedlicher Personen zeigen. Dadurch lerne ich die Hauptfiguren sehr gut kennen, ohne zu Beginn zu wissen, wie sich alles zusammenfügt. Jedes einzelne Schicksal war packend und zeigte einen besonderen Aspekt der damaligen Zeit. Besonders beeindruckt haben mich die Frauen. Ich konnte Nellie nicht verdammen. Sie muss ihre Kinder alleine durchbringen und so ergreift sie die Chancen, die sich ihr bieten. Heute wäre sie sicher eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Damals bot die Vergnügungsszene die besten Möglichkeiten. Die Person, mit der ich gelitten und die mir ans Herz gewachsen ist, war Freda, ein junges Mädchen aus York. Sie möchte unbedingt als Tänzerin auf die Bühne. Als der Freund ihrer Mutter sie bedrängt, haut sie nach London ab. London ist ein Haifischbecken und ein oft tödliches Pflaster für mittellose Mädchen aus der Provinz.
Das weiß Inspector Frobisher nur zu gut, hat er es doch mit einer Serie verschwundener Mädchen zu tun, die all zu oft aus der Themse gefischt werden. Leider hat dieses Verbrechen nicht Frobishers Aufmerksamkeit, da er unbedingt Nellie hinter Gittern bringen will. Für ihn das personifizierte Böse. Zeitgleich soll er das Revier von korrupten Polizisten säubern. Das Bindeglied ist Gwendolen. Sie ist mit Fredas Schwester befreundet und macht sich aufgrund deren Bitte, in London auf die Suche nach dem Mädchen. Mich hat ihre Hartnäckigkeit und ihr Selbstvertrauen imponiert, aber so richtig sympathisch war sie mir nicht.
Wie bei einem Sternlauf enden alle Lebenswege bei Nellie. Ich war fasziniert, wie sich die Lebenswege der einzelnen kreuzen und das Geschehen beeinflussen. Am Ende wird es dann sehr kriminell. Es gibt Morde und Mordversuche und ich wusste nicht, ob alle mit dem Leben davon gekommen sind. Deshalb hat mir gut gefallen, dass die Autorin keine Fragen offen lässt und das weitere Schicksal jedes Einzelnen verrät. Ich kann mit großer Überzeugung sagen, dass ich vom Roman begeistert bin. Ich wurde geradezu von den Ereignissen eingesogen und fand mich im London der Zwanzigerjahre wieder, das durch die vielen Details vor meinem Augen lebendig wurde.