The Surviving Sky ist der erste Band der Rages-Trilogie von Kritika H. Raos, die in deutscher Übersetzung von Anne Bergen im Cross Cult Verlag erscheint. Ich bin eine ganze Weile um diesen Science-Fantasy Roman herumgeschlichen, unsicher, ob es was für mich ist. Zum Glück habe ich mich dafür entschieden! Dabei war ich mir nach dem ersten Kapitel noch nicht sicher, ob es mir wirklich gefallen würde. Man wird nämlich schon auf den ersten Seiten mit sämtlichen Konflikten und Themen konfrontiert. Da ist diese wirklich ausserordentliche Welt - eine schwebende Plattformen aus Pflanzen, die von den Architekten geformt und gesteuert wird (vereinfacht ausgedrückt)und die Menschheit von den Erdstürmen fernhält. Das Trajezieren - im Grunde die Magie dieser Welt - mit ihren zwei Wahrnehmungen. Solgenieure, die mit ihrer Technik zum Überleben der Menschen beitragen. Dann das komplexe Gesellschaftssystem, an deren Spitze die Architekten stehen. Ahylia, der genau dieser Punkt missfällt und die eigenwillig an ihrer eigenen Theorie arbeitet. Und nicht zuletzt die Ehekrise von ihr und Iravan - einem leitenden Architekten.
Nachdem ich aber in dieser Welt angekommen bin und mich in die Logik eingearbeitet hatte (ja, es war Arbeit und auch immer mal wieder etwas Hirnleistung nötig, um mitzuhalten), haben mich sowohl das Setting, als auch die Prämisse absolut in ihren Bann geschlagen. Rao baut eine komplexe Welt, inspiriert von ihrem eigenen kulturellen Hintergrund - und das allein mutet für eine westliche Leserin wie mich ja schon etwas fantastisch an. Sie zeigt ausserdem Talent, diese Welt, so anspruchsvoll ihre Theorie mitunter sein mag, anschaulich und bildhaft zum Leben zu erwecken. Und mir hat das Gleichgewicht von intellektueller zu physischer Action, wie auch das Pacing allgemein sehr gut gefallen. Die Erkenntnisse der Protagonisten und die Wendungen und Twists waren nicht vorher absehbar, dennoch in sich logisch; irgendwie abgefahren und trotzdem glaubwürdig. Gefühlt gab es kaum Verschnaufpausen - neue Erkenntnisse oder Ereignisse kamen Schlag auf Schlag und ich habe mich bis zum Schluss keine Minute gelangweilt.
Ebenfalls abseits des Mainstreams sind die Beziehungsdynamiken. Ahilya und Iravan sind beide starke, vielschichtige Persönlichkeiten, die nicht durchweg sympathisch sind und mit denen ich doch extrem mitgefiebert habe. Ihre Beziehung, die kriselnde Ehe im Spannungsfeld individueller Wünsche und Ambitionen und gesellschaftlicher Erwartungen fand ich spannend an- und umgesetzt.
The Surviving Sky hat für mich das Potenzial, zu einem Jahreshighlight der Fantasy zu werden. Dafür sorgen eine atemberaubende Welt, die einem durch Raos eindringlichen Schreibstil förmlich von den Seiten entgegenspringt; eigensinnige Charaktere mit Ecken und Kanten, an denen man sich tatsächlich stossen kann; ein faszinierendes Magiesystem, das meine Vorstellungskraft herausfordert und eine thematische Tiefe, die mich nachdenklich zurücklässt.
Ich bedanke mich herzlichst beim Verlag für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung bleibt wie immer natürlich trotzdem meine eigene.