Das leicht mystisch wirkende Cover des Buches hat meine Aufmerksamkeit erregt und das Wort Bücherfrauen im Untertitel hat mich dazu bewogen, mich genauer über den Inhalt des Buches zu informieren. Meine Neugier war auf jeden Fall geweckt, wenn auch mit einer gehörigen Portion Skepsis. Denn ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass es sich hierbei wirklich um einen Wohlfühlroman handelt, wenn es darin unter anderem um eine Liebesgeschichte aus dem Jahr 1937 geht. Das passte für mich nicht zusammen, klang aber interessant und spannend. Außerdem muss man zwischendurch auch über seinen Schatten springen.
Die Geschichte spielt auf zwei verschiedenen Ebenen, in der Gegenwart mit der Protagonistin Anna und in der Vergangenheit mit der Protagonistin Lene. Die Abgrenzung der beiden Zeitebenen wurde meiner Meinung nach von der Autorin gut gelöst und sie springt auch nicht zu oft hin und her. Dies bedeutet aber auch, dass man sich manchmal ein wenig länger gedulden muss, um zu erfahren, wie es Lene ergangen ist. Denn der Großteil der Handlung spielt in der Gegenwart und wird aus der Ich Perspektive von Anna erzählt.
Autorin Gabriella Engelmann hat eine zauberhafte Gabe zur Beschreibung von Landschaften und Umgebungen und zur Erschaffung von Stimmung. Beim Lesen konnte ich die Landschaft von List vor meinem inneren Auge sehen und hatte fast das Gefühl die Seeluft riechen zu können. Und das, obwohl ich noch nie auf Sylt war und sogar im Internet nachschauen musste wo Listland überhaupt liegt, da ich vorher noch nie davon gehört hatte.
Besonders gut gefallen hat mir, dass Gabriella Engelmann starke weibliche Charaktere erschaffen hat, die alles andere als perfekt sind, aber dafür um so realistischer. Der Schmerz, die Trauer und das Schweigen, dass alle Generationen beeinflusst war für mich fast greifbar. Auch wenn man nicht alle Handlungen der Damen gutheißen muss oder kann, so kann man doch nachvollziehen warum sie so reagieren.
Das Buch ist wundervoll atmosphärisch und dies wird beim Hörbuch noch durch die angenehme und eingängige Stimme von Silke Buchholz unterstützt. Das Tempo des Buches würde ich als eher langsam bezeichnen, als langatmig habe ich es zum Glück aber nicht empfunden. Mit Silke Buchholz hat der Verlag meiner Meinung nach die absolut perfekte Wahl getroffen. Ihre Stimmmelodie und ihr Sprechtempo sind eine Bereicherung für die Geschichte.
Bei den Bücherfrauen von Listland handelt es sich um eine Dilogie. Daher ist es wenig verwunderlich, dass nicht alle offenen Fragen in diesem Buch geklärt wurden. Ich hoffe sehr, dass der Verlag wieder Silke Buchholz als Sprecherin für den zweiten Teil auswählen wird.
Ich würde das Buch zwar nicht als Wohlfühlroman bezeichnen, aber die Familiengeschichte rund um die Bücherfrauen von Listland hat mich auf jeden Fall fasziniert und ich erwarte mit Freude das Erscheinen des zweiten Bandes.