Wenn ein Buch von Antonia Michaelis und Peer Martin geschrieben wird, da habe ich von Anfang an hohe Erwartungen, aber andererseits bin ich mir auch sicher, dass die beiden diese Erwartungen erfüllen oder sogar toppen werden.
Deutschland 2084, es gibt wieder zwei deutsche Länder, die Partei (es gibt nur noch eine Partei) bestimmt und kontrolliert alles. Menschen mit Migrationshintergrund? - Gibt es nicht mehr in Deutschland, auch keine anderen Hautfarben. Das nationalsozialistische Ideal ist zurück. Auf der anderen Seite die Klimakatastrophe: es gibt kaum noch Tiere, die Landwirtschaft befruchtet Pflanzen mit mechanischen Insekten. Es gibt Trockenheit und Hitze, aber auch Tsunami-Wellen.
Hannes ist im Gefängnis, weil er seine Schulden nicht mehr bezahlen konnte, aber bei einer großen Welle kann er fliehen, Moa hat es irgendwie über viele Grenzen unentdeckt aus Nigeria bis Deutschland geschafft, Anna-Greta, die Prinzessin, lebt in einem wohlbehüteten Kokon und kümmert sich um ihre Schmetterlinge. Ihr Vater ist ein hohes Tier bei der Nationalen Sicherheit und auch ihr Freund Wilhelm ist parteikonform. Und dann ist da noch der Chronist Aaron Martin, der sich noch an alte Zeiten erinnert und irgendwie immer wieder auftaucht.
Der Roman beschreibt die Flucht dieser ungleichen Personen und zeigt uns eine furchtbare Zukunft, aber nicht alles ist Zukunft, vieles auf der politischen und der klimatischen Ebene ist schon jetzt Realität.
Der Roman wühlt auf, schockiert, klagt an - aber es gibt immer auch noch einen Funken Hoffnung. Sprachlich mal wieder - und hier nutze ich den Begriff - wunderbar. Und jetzt muss ich den Roman erstmal sacken lassen und ihn weiter verbreiten, damit diese dystopische Sicht nicht Realität wird.