Auf der Insel des Märchenkönigs Ludwig II. von Bayern wurde einer der Landschaftsgärtner ermordet. Kaya Benaty und Christoph Steinert von der Münchner Mordkommission erhalten den Fall zugewiesen. Obwohl die Identität des Opfers schnell feststeht, kommen die Ermittlungen nur schleppend voran, was nicht nur an der mangelnden Zusammenarbeit der Kommissare Benaty und Steinert liegt. Als der Mörder erneut zuschlägt, gerät die Polizei zunehmend unter Druck. Und der Täter plant schon sein nächstes Verbrechen ...
"Mord auf der Herreninsel" ist ein Regionalkrimi von Maurice Richardson. Das ansprechende Cover zeigt die Schlossanlage Herrenchiemsee. 1873 hat König Ludwig II. die Insel von Holzspekulanten gekauft, um hier sein Traumschloss zu erbauen. Gleichzeitig wurde so die bereits geplante Abholzung verhindert.
Neben dem spannenden Plot hat mich vor allem dieser besondere Schauplatz fasziniert. König Ludwigs Insel wird zum Tatort einer Mordserie, wie sie die Region noch nicht gesehen hat. Neben Herrenchiemsee erweist sich ein Gedicht aus der königlichen Feder als bedeutsam für den Mörder.
Der Autor schreibt flüssig und bildhaft. Ich kenne die Gegend und fand die Beschreibungen sehr zutreffend. Auch die Atmosphäre ist gut eingefangen. Der Spannungsbogen baut sich schnell auf und hält bis zum Schluss. Die Geschehnisse werden abwechselnd aus der Perspektive Kaya Benatys und aus der Sicht des Mörders geschildert. Es ist reizvoll, die Gedankengänge der gegensätzlichen Protagonisten zu lesen.
Mit Kaya Benaty hat der Krimi eine vielschichtige Ermittlerin. Auch sie hat Verbindungen zum Tatort, da sie in Prien aufgewachsen ist. Nach traumatischen Ereignissen hat sie die Gegend vor fast zwanzig Jahren fluchtartig verlassen. Ihre Rückkehr spült lange verdrängte Erinnerungen in ihr hoch. Gleichzeitig muss sie ihre erste Mordermittlung meistern, da sie gerade erst in die Mordkommission versetzt wurde. Erschwerend kommt hinzu, dass ihre neue Abteilung vorwiegend mit Machos besetzt ist, die frauenfeindliche und homophobe Sprüche lieben, allen voran Kollege Steinert. Kaya ist klug, verfügt über gute Instinkte und ist offen für neue Lösungsansätze. Auch die anderen Charaktere überzeugen, allen voran der Täter, in dessen Fokus die Kommissarin bald gerät.
Der Regionalkrimi hat mich gut unterhalten. Die Spannung hält bis zum Ende an, dank einiger Verwicklungen. Trotz des perfiden, cleveren Täters und der schwierigen Ermittlungsarbeit wird der Fall komplett aufgelöst. Kayas Entwicklung hat mich überzeugt. Ihr Entschluss, sich endlich ihrer Vergangenheit zu stellen und alte Ressentiments zu überwinden, war richtig und nachvollziehbar. Das Ende der Geschichte lässt mich auf ein Wiedersehen mit der sympathischen Kommissarin spekulieren.
Als einziges Manko empfinde ich das etwas nachlässige Korrektorat.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung an alle Fans von Regionalkrimis.