Eigentlich bin ich nicht so ein großer Fan von psychologischen Thrillern, aber die Kurzbeschreibung an diesem Buch hat mich neugierig gemacht. Und schon nach kürzester Zeit hat mich die Geschichte total gefesselt und ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen. Auch wenn einige Wendungen nicht ganz glaubwürdig wirken und vor allem die Polizei mehrfach unfähig erscheinen lässt, wurde die Spannung konstant hochgehalten und meine Vermutungen wurden ein ums andere Mal über den Haufen geworfen, weil der Autor äußerst geschickt falsche Fährten legt und in die Irre führt. Am besten hat mir die Figur des Psychologen Vinzenz Reker gefallen, der das Mädchen Leni betreut und versucht sie zum Sprechen zu bringen, um die Umstände ihres Verschwindens vor zehn Jahren herauszufinden und wie sie jetzt plötzlich wieder auftauchen konnte. Dabei hat Lenis Wohl für ihn immer höchste Priorität, während alle anderen Beteiligten manchmal zu sehr auf ihr eigenes Schicksal und ihre eigenen Wünsche fixiert waren. Die Mutter Julia reagierte mehrfach leicht hysterisch, was aber angesichts der Situation nicht verwunderlich war. Auch ihre eigene Kindheit blitzte immer wieder durch und lieferte plausible Erklärungen für ihr Verhalten sowohl in der Vergangenheit als auch der Gegenwart. Der Vater Sebastian wirkte wie ein wandelndes Pulverfass, war in seiner Verzweiflung für mich aber absolut überzeugend. Der neue Partner der Mutter, machte auf mich einen fast übergriffigen, unangenehm einnehmenden Eindruck und wirkte daher von Anfang an dubios und teils auch verdächtig. Gelungen fand ich die Konstellation aus Vinzenz, seiner "Fahrerin", die fast wie eine Privatdetektivin Ermittlungsarbeiten für ihn übernahm, und der Ermittlerin, die zwischen Staatsanwalt, Eltern und Vinzenz immer wieder vermitteln musste. Hier gab es auch fast humorvolle Momente in den Dialogen, die die vorherrschende Anspannung etwas auflockerten. Die Auflösung war schlüssig und schockierend, aber letztlich nicht wirklich überraschend, da dieser Handlungsstrang zuletzt immer mehr Raum einnahm und somit die Bedeutung vorwegnahm. Insgesamt hat mir dieser Thriller ausgesprochen gut gefallen, zeigt er doch dass es immer noch neue Ideen abseits der ausgetretenen Pfade im Bereich Psycho-Thriller gibt. Einer Fortsetzung, in der vor allem Vinzenz wieder in Erscheinung tritt, wäre ich nicht abgeneigt.