Bevor ich Ins hohe Gras abtauchen kann, empfangen mich die wunderschönen Illustrationen von Sabine Hahn und ein paar persönliche Worte von Trevor Noah. Interessanterweise kann ich viel von dem, was er uns aus seiner Kindheit mitteilt, in dem kleinen Jungen wiedererkennen, der mit seinem Teddybären Walter den Regeln seines Elternhauses entfliehen möchte. Bereits hier muss ich zum ersten Mal schmunzeln.
Der Junge versteht nicht, warum das große Abenteuer erst beginnen soll, nachdem er sich gewaschen, die Zähne geputzt, das Haar gebürstet und das Bett gemacht hat. Solche strengen Regeln braucht doch wirklich niemand. Es soll sofort losgehen und so muss Walter seinen Schlaf beenden und mit seinem Freund auf die Reise gehen.
Ins hohe Gras ist in vier Teile untergliedert und steckt voller bildlich erklärten Weisheiten und spannenden Perspektiven auf das Leben. Das Ganze hat Trevor Noah in liebevoller Prosa kindgerecht verpackt. Die Magie von Ins hohe Gras besteht darin, dass sie eine mehrschichtige Deutung der Erzählung erlaubt.
Je nachdem, wer Ins hohe Gras gerade liest, wird die Geschichte zu etwas Eigenem, etwas Persönlichem und Schönem.
Für Kinder ist dieses Buch ein einziges spannendes Abenteuer mit hohem Wiedererkennungswert, was die Regeln der Eltern und der Wunsch nach einer eigenen Entfaltung und Freiheit angeht.
Für uns Erwachsene bietet dieses Buch Ansätze, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und über die daraus entstehenden Möglichkeiten nachzudenken.
So wage ich mich gemeinsam mit dem Jungen und Walter ins Unbekannte jenseits des heimischen Gartentores. Zusammen entdecken wir das Abenteuer der Entdeckung anderen Lebensraums und lernen dabei wichtiges über Konfliktbewältigung, Kompromissbereitschaft, Vertrauen und Akzeptanz. Und natürlich auch, warum es eben doch im Leben Regeln braucht und warum eine gute Entscheidung manchmal dazu führen kann, dass etwas schiefläuft.
Den Tieren und Gegenständen, denen wir begegnen, wohnt ein ganz besonderer Zauber inne. Sie alle sind freundlich und zugewandt, zeigen auf, wie auch unterschiedliche Ansichten und Perspektiven genauso wichtig sind wie die eigenen.
Sabine Hahn schafft es durch ihre wunderschönen Illustrationen den Text visuell perfekt zu ergänzen. Die farbigen Zeichnungen beleben und lockern das Gelesene auf. Sowohl der Text als auch die Bilder sind in einem ausgewogenen Verhältnis und gemeinsam erschaffen sie einen wundervollen Erzählzauber.
Ins hohe Gras lädt zum Austauschen und Träumen ein. Ich mag die tiefsinnigen Textpassagen, die für Kinder in der Form sicherlich noch nicht zu greifen sind. Dafür werden die jüngeren Lesenden auf einer anderen Ebene abgeholt und somit schlägt dieses besondere Kinderbuch eine Brücke zwischen den Kleinen und den Großen.
Fazit:
Ins hohe Gras ist eine wundervolle Geschichte mit schönen Illustrationen, die auf eine charmante und warmherzige Art viele tolle Denkanstöße bietet und darüber einen Austausch miteinander von klein bis groß ermöglicht.