Rom sehen und nicht sterben: bewusst wählt Peter Wawerzinek diesen Titel für seinen neuesten Roman, in dem er über den bewegenden Teil seiner Lebensgeschichte erzählt. Die Geschichte fängt in Rom an, wo der Autor als Stipendiat in der berühmten Villa Massimo zehn Monate verbringen darf. Er will dort einen neuen Roman schreiben; die Eindrücke dafür sammelt er während der langen Spaziergänge durch die Ewige Stadt.
Doch die Corona-Pandemie durchkreuzt diese Pläne; ab sofort herrscht die Ausgangssperre und durch eine technische Panne geht seine bisherige Arbeit an dem neuen Roman verloren. Doch der Autor gibt nicht auf, nach dem Aufenthalt in der Villa zieht er nach Trastevere um, und beginnt von neuem zu schreiben.
Bereits bei der Ankunft in Rom gab es die ersten Anzeichen des drohenden Unheils. Roms Stadtteil Trastevere, wo die Krankheit endgültig ausbricht, bekommt vom Autor den Namen Trostwerdemir. Sein guter Arzt in Berlin stellt die verheerende Diagnose fest: Es ist Krebs.
Für Peter Wawerzinek beginnt ein langer Leidensweg: unzählige Untersuchungen, Chemotherapie und eine riskante OP. Er berichtet darüber ausführlich, detailreich. Spricht offen über seine Gefühle und Ängste, verrät seine einfache Methode mit der Krankheit umzugehen:
Es ist Krebs und nichts weiter als ein Wort. Du musst dem Schlimmen nur einen neuen Namen verpassen, schon nimmst du ihm den Schrecken. (58)
Und er ist entschlossen gegen den Feind in seinem Körper zu kämpfen:
Verbanne das Wort aus meinem Leben. Tilge es aus meinem Sprachgebrauch. Setze den unerwünschten Begriff vor die Tür. Spreche ihm seine Allmacht ab. (59)
Die Geschichte definiert er als einen Brief an eine ihm nahestehende Person, deren Identität er nicht preisgibt. Dafür erwähnt er liebevoll seine Großmutter, deren kluge Sprüche und einfache Weisheiten er oft zitiert.
Der Roman ist in einer eigenständigen, ungewöhnlichen Sprache gehalten: Kurze temporeiche Sätze, in denen oft Personalpronomen fehlen, Wortwitze und Wortspielereien, emotionale Gedanken und anschauliche Beschreibungen verleihen seiner Erzählung eine sehr persönliche Note. Er schreibt mit viel Optimismus und voller Hoffnung, er will nicht sterben, er will die Ewige Stadt nochmal sehen. Er kämpft gegen den Krebs und schreibt darüber. Das Schreiben gibt ihm die Kraft um zu kämpfen und überleben. Genauso wie die neue Liebe, der er zufällig begegnet.
Peter Wawerzinek hat den Kampf gegen den Krebs gewonnen. Und ein Buch geschrieben, das Mut und Trost spenden kann. Er hat uns eine Geschichte erzählt, die bewegt und nachdenklich stimmt.
Für mich war der Roman ein besonderes Leseerlebnis.