Das farbenfrohe Cover von "Treppe aus Papier" erinnert an ein kunstvolles Gemälde. Auf den ersten Blick scheinen Titel und Bild nicht recht zusammenzupassen, da keine Treppe dargestellt ist. Doch bei genauerem Hinsehen lässt sich ein Zusammenhang herstellen: Die "Treppe aus Papier" könnte symbolisch für die Verbindung zwischen den vielen verschiedenen Räumen und Geschichten im Haus stehen. Der Titel ist gut gewählt, da das Buch von den unterschiedlichen Menschen erzählt, die im Haus leben und die Treppe all diese Leben und Erinnerungen wie auf Papier festhält.
Erzählt wird die Geschichte aus der ungewöhnlichen Perspektive der Treppe selbst, die Einblicke in die Wohnungen und das Leben ihrer Bewohner*innen gibt. Im Mittelpunkt stehen Nele, die mit ihren Eltern und ihrem Hund Balu im vierten Stock wohnt, sowie die neunzigjährige Irma. Irma hilft Nele beim Lernen für die anstehende Geschichtsklausur, woraufhin Nele ein wachsendes Interesse an der Zeit des Nationalsozialismus entwickelt. Auch das Haus selbst und seine Vergangenheit während der NS-Zeit werden thematisiert.
Besonders gut gefällt mir der bildhafte, greifbare Schreibstil, der die Geschichte lebendig wirken lässt. Die Sprache schafft es, Atmosphäre zu erzeugen und Bilder im Kopf entstehen zu lassen, was das Lesen sehr angenehm macht.
Obwohl das Buch eine spannende und wichtige Thematik aufgreift, wirkt es stellenweise überfrachtet: Es werden zahlreiche Nebenhandlungen eingeführt, die im Rahmen der relativ kurzen Geschichte nicht ausreichend vertieft werden. Dadurch entsteht ein etwas unstrukturierter Eindruck, der es mir schwer gemacht hat, emotional in die Geschichte einzutauchen.