Mit diesem wunderbaren Roman läßt uns Virginia Evans an dem Schicksal der 73 jährigen Sybil van Antwerp teilhaben.
Wir erfahren die Geschichte über Briefe, die Sybil schreibt, an ihren Bruder, ihre Schwägerin, Autoren und Autorinnen, deren Bücher sie gelesen hat, aber auch andere Menschen, wenn sie der Meinung ist ihnen etwas zu sagen zu haben.
Auch manche Antworten der Angeschriebenen sind in das Buch integriert, sodass auch die Sicht der anderen gezeigt wird.
Diese Art der Erzählweise empfand ich als sehr erfrischend und habe deshalb Seite um Seite umgeblättert, weil ich mehr aus dem interessanten Leben der Sybil van Antwerp erfahren wollte.
Manche Geschehnisse schienen sehr an ihr zu nagen, weshalb sie diese auch lange umschifft hat und man eher zwischen den Zeilen erahnen konnte, dass sie etwas mit sich herumträgt, was sie sehr bedrückt.
Die Figuren sind vielschichtig und die Autorin gibt einige Schichten erst im Laufe der Geschichte preis, sodass man gespannt weiter liest.
Ich mochte die Sicht von Felix und Theodore besonders,mit Fiona bin ich anfänglich gar nicht warm geworden.
Sybil fand ich von Beginn an beeindruckend, das steigerte sich noch als ich am Ende des Buches das ganze Schicksal erfasst hatte.
Die Beschreibungen der Umgebung waren bildgewaltig, ich konnte mir alles gut vorstellen.
Aber es gelingt der Autorin auch gut die ernsten Themen behutsam in den Erzählfluss einzuweben. Bei mir weckte sie damit großes Mitgefühl für die Protagonistin, die viel erleiden musste, auch im Hinblick auf Familie und Beruf. Denn in ihrer Generation war es längst nicht selbstverständlich, dass Frauen einer verantwortungsvollen Tätigkeit ausserhalb der eigenen vier Wände nachgingen, und für wichtige Posten immer die Männer gewählt wurden, ob sie nun qualifizierter waren oder nicht.
Ich habe das Buch, was mich zutiefst berührt hat, sehr gerne gelesen und finde es hat eine starke Aussage.
Sehr gerne empfehle ich es weiter und vergebe 5 Sterne.