Die vier vom Donnerstagsmordclub sind gerade jeder mit seinen eigenen Dingen beschäftigt: Elizabeth trauert, Ron hat Familienprobleme, Ibrahim führt Gespräche mit seiner Lieblingskriminellen Connie und Joyce ist mit der Hochzeit ihrer Tochter ausgelastet. Als der Trauzeuge des Bräutigams Elizabeth um Hilfe bittet, weil er eine Bombe unter seinem Auto gefunden hat, sind ihre Neugier und ihre Lebensgeister wieder geweckt und der Club hat einen neuen Fall.
Der fünfte Fall des Donnerstagsmordclub ist ein Wiedersehen mit lieb gewonnen Figuren und die Weiterführung ihrer persönlichen Geschichte und vielen Gefühlen. Er verknüpft die moderne Cyberwelt mit traditionellen Berufen und Geschäftspraktiken und zeigt einmal mehr, dass man Altbewährtes nicht ad acta legen sollte. Mir hat gut gefallen, wie die vier mit ihrer Lebenserfahrung und viel Mut und Aufopferungsbereitschaft zu Werke gehen und sich auch nicht scheuen, die Hilfe jüngerer, vermeintlich weniger erfahrener oder schlauer Menschen anzunehmen. Ich fand es wunderbar, dass Ron eine tragendere Rolle als sonst spielt und dass er durch seine Aktion zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt, weil er durch kluge Voraussicht gleich noch einem Verbrecher das Handwerk legt. Ebenfalls überzeugt haben mich die Figuren von Rons Enkel Kendrick und Mia, die durch ihre lässige Cleverness entscheidend zur Lösung des Falles beitragen. In bewährter Manier wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so das man als allwissender Leser einiges mehr erfährt als jeder der Protagonisten. Joyce schreibt wieder Tagebuch und unterhält mit ihren köstlichen Ansichten zu Menschen und Ereignissen und auch sonst kommt der typische trockene Humor nicht zu kurz.
Im Vergleich zu den anderen Fällen des Donnerstagsmordclubs fällt dieser meines Erachtens ein bisschen ab. Vermisst habe ich die Verve und die Cleverness von Elizabeth und das Zusammenspiel mit Joyce. Dass jeder mit seinen persönlichen Dramen zu tun hat, drängt meines Erachtens den Hauptfall zu stark in den Hintergrund. Ibrahims Verbindung zur Drogenkönigin Connie führt dazu, dass man alles über deren Pläne mit ihrem Mündel Mia und deren Coup erfährt, was zwischendurch etwas langatmig wird. In Rons Familie wiederum hängt mehr schief als nur der Haussegen. Immerhin nimmt der Fall aber durch die Kontakte und Initiative der beiden reichlich Fahrt auf. Das Dreamteam Elizabeth und Joyce geht zwar zusammen los, gibt aber wenig Impulse, und Elizabeths geheime Kontakte werden zwar genutzt, haben aber keinen Aha-Effekt. Vieles verpufft und wird nicht weiterverfolgt. Joyce Miss-Marple-Schläue kommt diesmal gar nicht zum Tragen, einen wichtigen Aspekt im Zusammenhang mit dem Fall erfährt zwar ihre Tochter Joanna, aber dieses Wissen bleibt ungenutzt.
Alles in allem fand ich das Ganze nicht so verzwickt und spannend wie die vorangegangenen Fälle, die Kriminellen waren nicht so böse, es gab wenig überraschende Wendungen und die Auflösung blieb eher weichgespült. Es war aber dennoch eine Freude, über die munteren Senioren zu lesen und auch über andere, ebenfalls vertraute Figuren wie Donna und Bodgan. Der ironisch-humorige Stil des Autors macht einfach Spaß und der Club ist mir ans Herz gewachsen. Wie Joyce am Ende in ihrem Tagebuch notiert, ging es eben nicht hauptsächlich um Codes, sondern um andere Dinge, die im Leben wichtig sind, nämlich um Freundschaft und darum, alles für die zu tun, die man liebt.