Nach zehn Jahren in der Selbsthilfegruppe Vertrauensschwestern ist Hannah der Meinung, dass sie die Gewalt, welche ihr als Vierzehnjährige angetan worden ist, nun endgültig so weit hinter sich lassen kann, um ein selbstbestimmtes Leben ohne ständige Angst führen zu können. Kaum will sie ihren letzten Abend unter Gleichgesinnten feiern, erreichen sie unheilvolle Botschaften, der Täter prophezeit ihren Tod. Aber wie kann er Kontakt zu ihr aufnehmen, wo er doch im Gefängnis sitzt? Gibt es vielleicht jemanden, der die Taten von damals nachahmt und auch jetzt wieder junge Frauen verschwinden lässt?
Auf geschickte Art und Weise lässt Autorin Jess Kitching ihre Protagonistin Hannah in der Ich-Form erzählen und schafft damit größtmögliche Authentizität. Die Stimmung unter den Figuren sowie Hannahs Gefühle werden sehr realistisch dargestellt, die Frage, ob die Frauen die Übergriffe hätten verhindern können, ja, ob sie sie vielleicht gar selbst provoziert haben, wird aufgegriffen. Man spürt beim Lesen, welch persönliches Engagement hinter jeder Zeile steckt, am Ende erfährt der Leser auch, warum. Eine gut durchdachte Handlung mit gleichbleibendem Spannungsbogen kennzeichnet diesen Thriller, beklemmend ist die Tatsache, dass Hannah, kaum, dass sie wieder nach vorne blicken kann, erneut in den Sog des Verbrechens gerät. Nicht nur einmal stellt sie sich die Frage: Ist Überleben wirklich Glück? Die eindringliche Sprache der Autorin fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite und hält einen ob der drohenden Gefahr stets in Atem.
Ein großartiges Plädoyer, den Opfern Aufmerksamkeit zu schenken und nicht den Tätern. Lesenswert!