Hannah will ihrem hektischen und durchgetakteten Leben entfliehen und bucht sich kurzerhand für ein verlängertes Wochenende eine Hütte am See. Dort lernt sie die kleine Sophie kennen, mit der sie viel Zeit verbringt, Schneeengel formt, ein Schneinhorn baut. Doch vor allem bringt das kleine Mädchen sie zum Nachdenken darüber, wie kasteiend sie ihr Leben verbringt.
Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, dachte ich, mich würde ein leichter Roman über eine schöne Begegnung erwarten, die die Protagonistin vielleicht etwas zum Umdenken über ihr hektisches Leben bringen würde. Tja, das tun die Begegnungen mit Sophie tatsächlich - allerdings anders als erwartet. Hannah reflektiert in den wenigen Tagen ALLES, was in ihrem Leben schief gelaufen ist oder es immer noch tut. Das kleine Mädchen Sophie ist dafür ihr Spiegel, mit einfachen Fragen aus Kindersicht bringt sie Hannahs Welt zum Wanken. Soweit so unkritisch. Allerdings ist für meinen Geschmack der Reflexionsprozess viel zu ratgeberisch überladen: Hannah hat eine Erkenntnis nach der anderen, weiß plötzlich, was sie ändern muss oder was falsch läuft, die paar Begegnungen scheinen ihr Leben komplett umzuwerfen. Die Geschichte rückt dabei vollkommen in den Hintergrund, wir verfolgen Hannahs Gedankengänge, ihre Erkenntnisse über ihre Unglücklichkeiten, die Zwänge, in denen sie sich - und vermutlich auch alle Leser*innen - tagtäglich befindet. Für mich persönlich ist das alles viel zu überkonstruiert, überladen und deshalb unglaubwürdig. Nicht, dass ich etwas gegen Texte hätte, die eine dazu bewegen, über das eigene Leben nachzudenken, aber ich bevorzuge dann eher unterschwelligere Hinweise. Bei diesem Buch hätte ich mir gewünscht, dass es als "Ratgeber-Roman" gekennzeichnet ist, dann hätte ich vermutlich nicht dazu gegriffen, da ich ehrlicherweise nichts mit Ratgebern anfangen kann (was mir dieses Buch auch wieder zeigte).
Am Schreibstil selbst ist nichts auszusetzen und ich bin überzeugt davon, dass das Buch sehr vielen Leser*innen helfen wird, ihr Leben zu überdenken, die die Art und Weise, wie das Buch mit allem Ratgeberpathos geschrieben ist, mögen. Die Geschichte selbst ist süß und unaufgeregt. Für mich war das es allerdings überhaupt nichts und darauf beziehen sich meine zwei Sterne.