Seit jeher hatten Kaede, eine junge Lehrerin aus Tokio, und ihr Großvater ein inniges Verhältnis zueinander. Daran änderte sich auch nichts, als der alte Mann allmählich dement wurde. Kaede besucht ihn regelmäßig in seinem Haus und, wenn er seine lichten Momente hat, sprechen sie wie früher über knifflige Kriminalfälle und deren verschiedenen Lösungsmöglichkeiten. Beide lieben Bücher, besonders Krimis. Als Kaede in einem alten Buch seltsame Zeitungsausschnitte entdeckt denken sie gemeinsam über deren Bewandtnis nach und versuchen, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Auch andere Aufgaben lösen sie gemeinsam. Doch als eines Tages Kaede selbst in Gefahr ist liegt es an Großvaters genialer Kombinationsgabe, seine Enkelin davor zu bewahren
Masateru Konishi, geb. 1965, ist ein japanischer Autor. Die Bibliothek meines Großvaters ist sein erster Roman, der 2023 in Japan ein Bestseller wurde und einen Preis erhielt, und 2025 in deutscher Übersetzung beim Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Das Buch beruht zum Teil auf den Erfahrungen des Autors mit der Pflege seines demenzkranken Vaters und ist der erste Teil einer Trilogie.
Der rote Faden des Romans ist die enge familiäre Bindung zwischen Großvater und Enkelin, die beide sehr herzlich und einfühlsam miteinander umgehen. Ihre gemeinsame Liebe zu Büchern und Rätseln schafft innige Momente, die die Demenz vorübergehend vergessen lassen. Die dazwischen eingebundenen kurzen Krimi-Episoden jedoch, die der alte Mann durch fundiertes Wissen, Kombinationsgabe und Zufall löst, wirken allesamt konstruiert und waren für mich weder interessant noch spannend. Die Nebenfiguren, Freunde und Kollegen, bleiben alle seltsam blass und unnahbar und konnten mein Interesse auch nicht wecken. Erst gegen Ende der Geschichte, als sich eine Romanze anzubahnen schien und Kaede selbst in Gefahr war, kam etwas Spannung auf, was wohl das Interesse am nächsten Band der Trilogie wecken soll.
Fazit: Kann man zur Unterhaltung zwischendurch lesen ich hatte mehr erwartet.